Für manche „Problem-Jugendliche“ ist die Schulbank zu wenig
Ausgabe: 1999/42, Schweden, Norwegen, Jugend, Jugendliche, Jasmin, Romana
19.10.1999
- Judith Moser
Eisige Kälte in den Sommerferien – kein Urlaub, von dem man träumt. Jugendliche mit sozialen Problemen sollen so lernen, sich zu behaupten. „Die ersten paar Tage waren hart. Am zweiten Tag bin ich gleich in einen Bach geflogen“, erzählt Jasmin. Sie ist 16 Jahre alt und hat im Sommer am Pilotprojekt „Nordland“, das vom Zentrum Spattstraße organisiert wird, teilgenommen. Bei „Nordland“ stehen Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren vor der Aufgabe, Nordskandinavien zu durchqueren, vom Nordmeer zum Bottnischen Meerbusen, von Norwegen nach Schweden. Zwei Drittel der Tour haben Jasmin, ein weiteres Mädchen (Romana, 13) und ihre Betreuer zu Fuß bewältigt, ein Drittel per Kanu. Der Fluss, auf dem sich die TeilnehmerInnen bewegt haben, ist etwa 100 Kilometer lang, und auf mehreren Strecken mussten Kanu und Gepäck getragen werden, weil eine Durchquerung nicht möglich war.
Kein Zurück
Mit dem Projekt sollen die Problem-Jugendlichen vor allem lernen, unveränderbare Umfeldbedingungen akzeptieren zu lernen. Es gibt kein Zurück – man muss immer weitergehen. Außerdem wird mit dem erfolgreichen Abschluss ihr Selbstwertgefühl gesteigert. Sie werden nach strengen Kriterien ausgewählt. Beim Pilotprojekt „Nordland“ sind von fünf Jugendlichen zwei übrig geblieben. Im „normalen Betrieb“ sollen sechs TeilnehmerInnen und drei BetreuerInnen in Skandinavien unterwegs sein.Ein Kriterium für die Auswahl der TeilnehmerInnen ist ein gesicherter Platz für nachher. Die Kids sollen nicht voll Hoffnung zurückkommen und dann gleich wieder enttäuscht werden. Für Jasmin war das Heimkommen am schönsten: „Die haben sich alle so gefreut, dass ich das geschafft hab!“