Auch ohne Priester am Ort: Die Kirche blieb im Dorf
Seit 30 Jahren gibt es in Dorf an der Pram keinen eigenen Pfarrer mehr
Ausgabe: 1999/45, Dorf an der Pram, Priester
09.11.1999
- Martin Kranzl-Greinecker
Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Pfarren ohne Priester am Ort. Das Beispiel von Dorf an der Pram zeigt, dass damit das Ende des Pfarrlebens keineswegs vorprogrammiert ist.Vergangenes Wochenende widmete der Pfarrgemeinderat der kleinen Innviertler Pfarre Dorf seine Klausur der eigenen Pfarrgeschichte. Denn Ende Oktober 1999 waren es genau 30 Jahre, seit der letzte Dorfer Pfarrer, Matthias Mittermayr, verstorben ist. Danach wurde die Pfarre von den Kaplänen der Nachbarpfarre Pram betreut. Diese Zeit war eine Übergangszeit, denn seit 1981 widmet sich der Pfarre kein eigener Priester mehr.
Dorf wird seither vom Riedauer Pfarrer mitbetreut. PGR-Obmann Peter Strasser zur Situation: „Für uns war die Not, keinen Priester am Ort mehr zu haben, Herausforderung und Chance. Weil uns die Gemeinschaft der Pfarre wichtig ist und wir christliche Verantwortung füreinander tragen, haben wir nicht gewartet, bis etwas passiert. Hätten wir beispielsweise auf einen neuen Pfarrer gewartet, wer weiß, ob die Pfarre nicht längst tot wäre.“
Tot ist die Pfarre Dorf keineswegs, sie ist höchst lebendig. 25 Lektoren und acht Kommunionspender, dazu drei Wortgottesdienstleiter unterstützen Pfarrer Kasperek aus Riedau bei der Gestaltung der Liturgie. Jeden Sonntag finden zumindest ein Wortgottesdienst und eine Eucharistiefeier statt. Die Wortgottesdienste werden von pfarrlichen Gruppen vorbereitet. Große Verdienste um die Pfarre erwarb sich Altbürgermeister und Mesner Johann Mössenböck.
War es eigentlich schwer, ohne Pfarrer diese Selbständigkeit zu erreichen? PGR-Obmann Strasser: „Unser letzter Pfarrer war lange krank, schon damals mussten die Laien kräftig mitarbeiten. Auch die Kapläne aus Pram haben uns in den folgenden Jahren in die Selbständigkeit begleitet.“ Es ist nicht so, dass den Dorfern ein eigener Pfarrer nicht fehlen würde, als ständiger geistlicher Ansprechpartner etwa.
Derzeit renoviert man den Pfarrhof gründlich. Damit jederzeit wieder ein Pfarrer einziehen könnte . . .