Mysterienspiel, Spiel der Blechmusikinstrumente und das Ineinander-Spiel von Tradition und Wandel: Kopfing hat eine lebendige Vergangenheit und eine lebendige Zukunft.
„Es ist sehr viel Gutes entstanden,“ blickt Pfarrer Msgr. Alois Heinzl auf eine lange Zeit in Kopfing zurück. Er kam 1955 als Pfarrer hierher und war bis vor kurzem einziger Seelsorger des Ortes. Seit einigen Monaten ist ihm mit der Pastoralassistentin Mag. Silvia Glas eine Mit-Seelsorgerin zur Seite gestellt, die Kopfing ebenfalls in- und auswendig kennt: War sie doch bis zum September des heurigen Jahres Pfarrgemeinderats-Obfrau. Die Pfarrleitung von Msgr. Heinzl fällt in eine Zeit des kirchlichen Aufbruchs und Wandels vor und vor allem nach dem Konzil. Ein Aufbruch, der beeindruckende Spuren auch in Kopfing hinterlassen hat.Die Theatergruppe führte bisher drei Mysterienspiele auf. Die Kirche wurde innen zweimal restauriert und aussen renoviert. Die ganze Pfarranlage änderte ihr Gesicht: Friedhofsmauer, Leichenhalle und Pfarrsaal hießen ein paar Bauvorhaben. Die ersten zwölf Jahre seines Wirkens in Kopfing war Pfarrer Heinzl auch Bauer. Heute steht anstelle des Bauernhofs der zweigruppige Pfarrcaritas-Kindergarten. Die landwirtschaftlichen Gründe sind längst verbaut: Etliche Häuser, die Schule, der Sportplatz haben einen kirchlichen „Grund“. Schwere Arbeitszeiten – die Arbeit hatte der Pfarrer, das Geld die Diözese.
Ohne Geld koa Musi
Seelsorger, Bauherr, Grundstücksverkäufer, Musiker (Blasmusik, Sternsinger-Quartett) . . . Es waren dichte Zeiten. Geld gab’s keines, „die Bläser mussten wir selbst ausbilden“. Entstanden ist eine tolle Kapelle: Ohne Geld also doch eine Musi! Dass alles möglich war, „das habe ich meiner Wirtschafterin zu danken, die alles für mich getan hat“, sagt Msgr. Alois Heinzl. Er gab ihr ihre 40-jährigen Dienste in Dankbarkeit zurück, als er die schwer Erkrankte die letzten vier Jahre pflegte. Sie starb heuer am Osterdienstag.
Steckbrief
Man nehme von 100 Quadratkilometern genau ein Drittel und erhält so die Fläche von Kopfing. 25 Ortschaften, 2.114 Einwohner, 579 Häuser und 739 Haushalte ergab die Zählung im Herbst 1996. – Tendenz wachsend! Kopfing, das „Dach des Innviertels“, der Ort mit der Radarstation und einem Hochmoor, ist im Wandel. Trotz der etwa 950 Arbeitsplätze im Ort, geht etwa die Hälfte der Arbeitnehmer/innen einer Beschäftigung außerhalb der Gemeinde nach; andererseits kommt mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer/innen von anderen Gemeinden. Vor 45 Jahren übernahmMsgr. Alois Heinzl als Pfarrer diese tief innviertlerische Pfarre. Er, ein volksverbundener Priester, der auch viele Jahre Regionaldechant war, prägte Kopfing weit über das Pfarrliche hinaus. Etwa durch die Mysterienspiele, die in den 60er-Jahren begannen oder durch seine große musikalische „Ader“. Er war auch 20 Jahre Kapellmeister der Blasmusikkapelle.
Glaube als Tugend der Jugend
Kirchliches Leben in den Pfarren vollzieht sich in einer grundsätzlich für die Kirche schwieriger werdenden Zeit.Auch für Kopfing gilt dieser allgemeine Befund, doch kann von positiven Besonderheiten berichtet werden: „Aus der Sicht der Jugend, geht es uns im Jugendbereich nicht schlecht“, sagt Pastoralassistentin Mag. Silvia Glas. Kopfing ist im Dekanat Andorf die einzige Pfarre, die noch eine regelmäßige Jugendstunde hat. Die Jugend kommt zur Pfarre, wenn auch die Formen, die sie ansprechen, eine andere jugendspezifische Gestalt haben. Etwa die Jugendliturgie im Pfarrheim.
Die Kopfinger haben die Kirche im Dorf gelassen und bleiben ihr treu, was sich auch darin zeigt, dass die Kirchenbeitrags-Moral noch weitgehend intakt ist. Die Familiengottesdienste und die Kinderliturgie, die beide einmal im Monat (vierzehntägig verschoben) angeboten werden, sind ein Beispiel dieser pfarrlichen Buntheit. Zur Kinderliturgie kommen zur Zeit des Hochamtes in den Jugendraum 15 bis 20 Kinder und ihre Eltern. Immer eine andere Klasse aus der Volks- und Hauptschule bzw. der Kindergarten bereitet die Feier vor. Andere Beispiele der pfarrlichen Buntheit sind die Arbeit der Pfarrcaritas und die Krankenbesuche, die sich zehn Frauen teilen. Oder die große Spendenbereitschaft (Missionsautos, Kosovo . . .). Das aktive Bildungswerk, der Krankengottesdienst, das Pfarrcafe für soziale Zwecke, die monatliche Mütterrunde, der ehrgeizig gestaltete Pfarrbrief, der engagierter Religionsunterricht, die Jungschar, die etwa jährlich vor Weihnachten einen Fackelzug gestaltet und nach Ostern einen lustigen Elternabend – sie alle sind Mosaiksteine im bunten Pfarrbild. Kopfing ist eine Pfarre, die sich als Team versteht und die viel in Teams arbeitet. Und die sich gut mit der Gemeinde versteht – die gemeinsam geführte öffentliche Bücherei ist eine Frucht daraus.
Besonders zu WeihnachtenDie Roraten und die Gottesdienste zur Weihnachtszeit versteht man besonders zu feiern. Zur Rorate kommen täglich 200 Leute, darunter auch 30 bis 40 Kinder. Die Roraten werden von den Ortschaften gestaltet. Die Weihnachtsgottesdienste in der einzigartig geschmückten Kirche sind ein Höhepunkt der Liturgie im Jahresrhythmus. Gut besucht sind auch die Bußfeiern. Im Innviertel haben Vereine eine große Bedeutung. Kopfing zählt 39 Vereine! Keine Konkurrenz, sondern eine Bereicherung. Der Pfarrer als Kapellmeister hat hier eine wichtige Rolle.
Kopfing gestern, heute, morgenDie Mysterienspiele (Vianney – Pfarrer von Ars, Franziskus und Severin) erlebten in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren 154 Aufführungen. Ein weiteres Mysterienspiel (Christus) läge fertig vor – doch ob die Zeit noch reif ist dafür? - 1989 kam der Christbaum für den Vatikan aus Kopfing (Spende d. Bez.-Goldhauben). - Viele Kapellen und Kreuzstöckerl sind Orte zum Andacht-Halten. Mit der Bründl-Kapelle in Glatzing, 1978 an Stelle einer baufälligen Kapelle aufgebaut, besitzt Kopfing einen weiteren Kirchenraum, in dem von Mai bis September wöchentlich Messen gefeiert werden. - Kopfing bereitet für Jänner eine Pfarrbefragung vor. - In Diskussion ist ein einheitliches Erstkommunionkleid, was mitunter zu heftigen Debatten führt. - Im Jahr 2000 wird ein neues Kirchendach fällig. Der Friedhof ist zu klein, die Jugend braucht einen Raum – neue Finanzierungsaufgaben!