Manche Lehrberufe wie Friseurin oder KFZ-Mechaniker stehen hoch im Kurs. Für andere Tätigkeiten lassen sich junge Menschen schwerer begeistern. Oder es gibt zu wenig geeignete Bewerber/innen. Einen kurzen Überblick liefert die KirchenZeitung.
Ausgabe: 2015/41, Jugend, Berufswahl, Lehrling
07.10.2015 - Paul Stütz
Köche, Kellner oder Rezeptionistinnen arbeiten in der Regel dann, wenn andere Freizeit haben. Für Jugendliche ist das der Grund Nummer 1, einen Bogen um die Tourismusbranche zu machen, wie Wolfgang Bliem vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) weiß. Dazu kommt der hohe Arbeitsdruck und die niedrige Entlohnung. „Die Gastronomie hat wirklich zu kämpfen“, sagt Bliem. Auch wenn viele Betriebe jetzt verstärkt um die junge Arbeitskräfte werben, wird es hier wohl in absehbarer Zeit relativ viele offene Lehrstellen geben.
Mehr als Böden wischen
Neben der personalintensiven Gastronomie gibt es einige Sparten, die ebenfalls mit einem schlechten Ruf zu kämpfen haben. Gerade diese Lehrberufe verdienen zumindest einen genaueren, zweiten Blick, denn: „Man kann die Chancen am Arbeitsmarkt erhöhen, wenn man eine etwas abseitige Entscheidung trifft“, sagt Wolfgang Bliem. Ein Beispiel: die Reinigungstechniker/innen (früher Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger). Nur wenige wissen, dass es eine technisch komplexe Ausbildung ist, die weit mehr umfasst als das (unbliebte) Bödenwischen oder Fensterputzen. Mit High-tech halten Reinigungstechniker etwa Krankenhäuser oder Industriebetriebe klinisch rein. Unter Betriebslogistikkaufmann stellen sich viele Jugendliche einen Lagerarbeiter vor und streichen ihn meist vorzeitig von ihrer Liste. Schade, denn es ist ein Feld, in dem es zu wenig Lehrstellenbewerber/innen gibt. „Dabei wäre das sicher eine spannende Tätigkeit“, gibt Wolfgang Bliem zu bedenken. Ein missverstandener Job also, was man auch über die Entsorgungs- und Recyclingfachleute sagen kann. Oder den Molkereifachmann. Diesen Berufen haftet zu Unrecht das Image an, dass sie vorwiegend mit Gestank oder Schmutz zu tun haben.
Zu hohe Anforderungen
Anders gelagert ist die Situation in der Elektrotechnik, Mechatronik oder Metalltechnik. Es sind eigentlich sehr beliebte Branchen. Doch diese technischen Berufe haben hohe Anforderungen an die Bewerber/innen. Viele werden von den Firmen deshalb wieder abgewiesen. Wer dennoch eine dieser Technik-Lehrstellen ergattert, kann sich über eines jedenfalls freuen: Die Lehrlingsentschädigung liegt hier deutlich über dem Durchschnitt.
Berufe besser kennenlernen
Die Messe „Jugend und Beruf“ findet von 14. bis 17. Oktober 2015 in Wels statt. Hier kann man alles über Lehrberufe, Schulen, Universitäten, Fachhochschulen erfahren. www.jugendundberuf.at
Online-Berufsinfos: Auf BIC.at sind Informationen zu über 1500 Berufen gespeichert, und es gibt einen Interessenstest. www.bic.at.