Arbeit um jeden Preis? – So fragte eine Tagung, zu der die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung am 7. Oktober in den Wissensturm Linz eingeladen hat. Es braucht eine gerechte Verteilung von sinnvoller Arbeit und die gesellschaftliche Anerkennung jeder Arbeit. Und es gilt: Leben ist viel mehr als Arbeit.
Ausgabe: 2015/42, Wachstum, Rohrbach, Arbeit, Arbeitszeit, Politik, Wirtschaft
13.10.2015 - Ernst Gansinger
In der Schlussrunde der Tagung formulierte der Wirtschaftsvertreter, LAbg. Alfred Frauscher, seine Visionen, wohin sich Wirtschaft und damit die Arbeitswelt entwickeln sollen: Die Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter/innen könne der Weg der Zukunft sein. Der Jesuit Friedhelm Hengsbach, Ökonom und Sozialethiker, antwortete: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen auch an den Entscheidungsprozessen und nicht nur am Gewinn beteiligt werden.“
Politik und Wirtschaft
Walter Ötsch, Ökonom und Kulturhistoriker von der Linzer Universität, wandte sich gegen die bei der Tagung manchmal angeklungene Klage vom Diktat der Wirtschaft über die Politik. Denn die Macht liege bei der Politik. Die zentralen Fragen seien nicht ökonomische, sondern politische Fragen. Sein Statement war ein Appell an die Politik, ihre Rolle wahrzunehmen.
Visionen
Es wäre eine Rolle, die auch die Hoffnungen und Erwartungen der Schülerinnen und Schüler ernst nimmt, die von der Handelsakademie Rohrbach an der Tagung teilgenommen haben. Sie formulierten ihre Visionen zur Arbeit: Das arbeiten können, was sie gerne machen. Eine Arbeit, die Energie schenkt, Sinn macht, die Existenz sichert, nicht krank macht und respektvoll ist.
Gott Geld, Gott Markt
In der kritischen Analyse des heutigen Wirtschaftssystems waren sich Ötsch und Hengsbach und viele Teilnehmer/innen an der Tagung nahe: Eine Wirtschaft, in der die soziale Ungleichheit immer mehr zunimmt, ist imperial, betonte Friedhelm Hengsbach. Er zitierte Papst Franziskus, der formulierte: „Diese Wirtschaft tötet.“ Hengsbach erweiterte: „Diese Erwerbsarbeit tötet.“ Sie ist einem fremden Willen unterworfen, dem Diktat technischer Veränderungen ausgesetzt und ist Ware, abhängig von der Nachfrage der Arbeitsmärkte. Die Wachstumserwartung – die Ideologie kapitalistischen Wirtschaftens – stellt den Regierenden die Aufgabe, Menschen für die Wettbewerbsfähigkeit fit zu machen. „Aber welchen Sinn macht sinnloses Wachstum?“ Etwa das Wachstum durch den Folgekonsum – nach dem Zehn-Gang-Rad kommt das Citybike, dann das Mountainbike und noch andere Bikes. Oder der eingebaute Verschleiß, der nach Ablauf der Garantiezeit reparaturanfällig macht. Oder das destruktive Wachstum, etwa die Waffenproduktion, der subventionsgestützte Exportüberschuss, der in armen Ländern die dortige Wirtschaft ruiniert. Die in Kauf genommenen Umweltschäden ... Fragen über Fragen. Und eine Antwort: Arbeit und Leben solidarisch teilen. Würde hat allein der Mensch, sie hängt nicht an der Arbeit.