Auf den Philippinen ist die Kluft zwischen Arm und Reich groß. Vor allem Kinder, die in Armut leben, gehen nicht zur Schule und landen oft auf der Straße oder sind Opfer von Menschenhändlern.
Ausgabe: 2015/42, Missio, Philippinen, Docoy
13.10.2015 - Susanne Huber
„Bildung ist der Schlüssel aus der Armutsspirale“, sagt der philippinische Steyler Missionar Eugene Docoy, Projektpartner von Missio-Austria, anlässlich des Weltmissions-Sonntags am 18. Oktober.
Es sind traurige Lebensgeschichten, die Pater Eugene Docoy erzählt. Sie handeln von Straßenkindern und sexueller Ausbeutung, von jungen Leuten, die in die Fänge von Menschenhändlern geraten und in der Prostitution landen oder die Opfer von Organhandel wurden. Grund dafür ist vor allem die große Armut. Auf den Philippinen, dem größten katholischen Land Asiens, leben 100 Millionen Menschen; 24 Millionen davon fristen ihr Dasein in den Slums der großen Metropolen, die stetig wachsen.
Bildung als Chance
Pater Eugene Docoy ist davon überzeugt, dass Bildung der wirksamste Weg ist, den Menschen zu helfen, aus der Armutsspirale zu gelangen. „Nur wenn wir jungen Menschen Bildung ermöglichen, haben sie zukünftig die Chance, der Armut zu entkommen.“ Als Direktor des Justice, Peace and Integrity of Creation-Development-Center leitet er 30 Bildungs- und Sozialprojekte der Steyler Missionare. Die Arbeit ist vielfältig und reicht von schulischen und beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten und Schülerstipendien über die Anwaltschaft gegen Menschenhandel und den Einsatz für Straßenkinder und Drogenabhängige bis hin zur Katastrophenhilfe. Die Perle des Ostens, wie die Philippinen mit seinen mehr als 7100 Inseln genannt werden, wird „jährlich von mindestens 36 Taifunen heimgesucht“ und ist regelmäßig von Erdbeben betroffen, berichtet der Pater. Auch das sei ein Grund für die große Armut in dem südostasiatischen Land, so der Steyler Missionar. Taifun Haiyan im Jahr 2013 war bisher der stärkste Wirbelsturm auf den Philippinen mit mindestens 10.000 Todesopfern und 4,3 Millionen Obdachlosen.
Zentrum für Straßenkinder
Arbeitsplatz von Pater Eugene Docoy ist Cebu City. Nach Manila ist die Metropole mit 951.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Philippinen. Wie in den meisten Städten gibt es auch hier viele Straßenkinder. „Wir haben ein Zentrum, dort können sie sich duschen, ihre Kleidung waschen und sie bekommen Essen. Für kleinere Wunden gibt es medizinische Versorgung und es besteht natürlich die Möglichkeit für Gespräche“, erzählt der Steyler Missionar. Schlafplätze stehen ihnen nicht zur Verfügung. „Pro Tag kommen von den insgesamt 3000 Straßenkindern in Cebu City um die 50 Kinder zu uns, das sind zu viele, um sie hier schlafen zu lassen. Außerdem kommen sie aus verschiedenen Vierteln, das heißt, da gibt es rivalisierende Banden, es bestehen Feindschaften und sie bekämpfen sich gegenseitig; sie tragen Waffen wie Pistolen oder Messer. Das ist gefährlich. Also wurde ein Plan aufgestellt, wann wer kommen darf.“
Rafis Geschichte
Es gibt auch positive Geschichten zu erzählen, sagt Pater Eugene Docoy. Eine davon ist die von Rafi. Sechs Jahre lang lebte er auf der Straße. Davor wohnte er mit seinen Eltern in einem Slum; sein Vater war Alkoholiker und hat ihn oft geschlagen. „Also ist er mit 14 Jahren von zu Hause weggelaufen und schlug sich alleine durch. Wir haben ihn entdeckt und uns um ihn gekümmert. Obwohl er auf der Straße lebte, ging er zur Schule und wurde schließlich Klassenbester. Rafi ist jetzt 20 Jahre alt und weg von der Straße. Momentan studiert er und möchte Lehrer werden, um Straßenkindern zu helfen.“ www.missio.at/wms