Wir richten es uns jetzt ein wenig kleiner ein, sagen ältere Leute. Sie spüren, dass die Dinge, die sie im Lauf der Jahre erworben haben, zur Last werden. Der Garten macht viel Arbeit, die Kräfte lassen nach. Wonach man sich gesehnt hat, es drückt einen jetzt. Wer die Kunst des Loslassens fertigbringt, darf sich glücklich schätzen. Im Loslassen – erfahren sie dann – liegt ein Zugewinn an Leben. „Im Geben liegt Segen“, lautet nicht ohne Grund eine alte Volksweisheit. Allerheiligen macht mit Menschen bekannt, die das auf eine ganz erstaunliche Weise geschafft haben. Eben: die Heiligen. Und Allerseelen: dieses jährliche In-Erinnerung- Rufen der eigenen Sterblichkeit: Es sagt, dass das Lassen und Geben nicht nur die schönen Dinge betrifft, sondern das Leben selbst. Es ist kein Trauerfest, sondern ein Fest des Lebens: Was für die kleinen Erfahrungen gilt: dass man frei wird, wenn man loslassen kann, gilt auch für die große Erfahrung: Wenn es um das Loslassen vom Leben geht. Noch etwas ist erstaunlich: Es ist keine Altersfrage. Zeigen das nicht vielfach junge Menschen vor, die nicht auf materiellen Gewinn ausgerichtet sind, sondern ihr Leben zum Einsatz bringen – für andere? Es ist kein Mangel an Heiligen.