Er ist nicht nur ein angesehener Schriftsteller und Islamwissenschaftler. Er ist auch ein Vermittler zwischen „Menschen unterschiedlichster nationaler und religiöser Herkunft“. So begründet der Stiftungsrat des Deutschen Buchhandels die Vergabe ihres Friedenspreises an Navid Kermani.
„Ein Friedenspreisträger soll nicht zum Krieg aufrufen. Doch darf er zum Gebet aufrufen“ – zum Gebet für Freiheit und Frieden, sagte Navid Kermani bei seiner Dankesrede Mitte Oktober in der Frankfurter Paulskirche. Im Zuge seiner Ansprache appellierte er, die europäische Idee nicht aus den Augen zu verlieren. „Wer vergessen hat, warum es Europa braucht, muss in die ausgemergelten, erschöpften, verängstigten Gesichter der Flüchtlinge blicken, die alles hinter sich gelassen, alles aufgegeben, ihr Leben riskiert haben für die Verheißung, die Europa immer noch ist.“ Aber, so der Autor kritisch weiter, es werde „keine breite gesellschaftliche Debatte geführt über die Ursachen des Terrors und der Fluchtbewegung und inwiefern unsere eigene Politik vielleicht sogar die Katastrophe befördert, die sich vor unseren Grenzen abspielt.“
Liebeserklärung
Der 47-Jährige wurde im deutschen Siegen geboren. Seine Eltern sind 1959 vom Iran in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert. Er studierte Philosophie, Islam- und Theaterwissenschaften und ist habilitierter Orientalist. Navid Kermani ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt als freier Schriftsteller in Köln. In seinem heuer erschienenen Werk „Ungläubiges Staunen – Über das Christentum“ nähert er sich fast schwärmerisch an den christlichen Glauben an. Es sei eine Liebeserklärung an das Christentum, die „ein Christ vermutlich nicht an seine Religion hätte schreiben können“. Erst die Perspektive des anderen – Kermani ist Muslim – „macht diesen Blick möglich“.