Ihre Eltern leben in bitterer Armut. In ihrer Not verkaufen viele sogar ihre Kinder an Leute, die versprechen, ihnen Arbeit zu verschaffen. Doch die Kinder landen in der Prostitution. Selbst Achtjährige trifft dieses Schicksal.
Überall, wo Armut und lohnenswerte Reiseziele zusammenfallen, gibt es den Sextourismus. Seit 1997 kann der sexuelle Missbrauch von Kindern im Ausland auch im Inland strafrechtlich verfolgt werden – bislang mit wenig Erfolg. Kriege haben die Prostitution in die armen Länder gebracht. Für Soldaten wurden riesige „Vergnügungsviertel“ eingerichtet. Später wurde das Geschäft mit dem Sex von der Tourismusbranche übernommen.
Die Päpstlichen Missionswerke machen jetzt auf die schlimmen Folgen aufmerksam. Mit der „Aktion Schutzengel“ sollen jene rund 100.000 Österreicher zum Denken kommen, die pro Jahr entsprechende Reisen unternehmen. Für 31. März ist ein Aktionstag geplant.
Die Kinderprostitution nimmt weltweit zu
Missio-Österreich startet zur Fastenzeit die „Aktion Schutzengel“
Rund drei Millionen Kinder werden weltweit zur Prostitution gezwungen. Viele von ihnen sind Opfer von Sextouristen – auch aus Österreich. Mit der Aktion „Schutzengel“ will Missio aufklären und helfen.
Genaue Zahlen gibt es im schmutzigen „Gewerbe“ der Kinderprostitution nicht. Das Kinderhilfswerk UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind auf Schätzungen angewiesen, die sie mit Unterstützung von Hilfsorganisationen vor Ort machen. Übereinstimmend berichten sie von etwa drei Millionen Kindern, die weltweit zur Prostitution gezwungen werden. Viele von ihnen sind Opfer des weiter ansteigenden Sextourismus. Auch aus Österreich sind jährlich etliche zehntausend Männer (manche Schätzungen sprechen sogar von 100.000) nach Südostasien und Lateinamerika unterwegs, um in ihrem Urlaub auch „sexuelle Erlebnisse“ zu haben. Mit dem Aufkommen von Aids ist die Zahl der minderjährigen Prostituierten rasant angestiegen, in der irrigen Annahme, dass man sich bei Kindern weniger leicht anstecken kann.
Bei uns etwas tun
Der Sextoursimus und der damit verbundene Missbrauch von Kindern ist auch längst nicht mehr auf die „klassischen“ Länder in Südostasien beschränkt. Unter den einschlägigen „Urlaubszielen“ befinden sich inzwischen eine Reihe mittelamerikanischer Länder sowie Kolumbien und Brasilien, aber auch „Neuland“ im Osten wie Kambodscha und Vietnam. „Überall dort, wo lohneswerte Reiseziele und große Armut zusammenkommen, sind wir mit diesem Problem konfrontiert“, sagt Dietmar Blochberger von ECPAT Austria. Der in Bangkog gegründete Verein ist international gegen sexuellen Kindermissbrauch und Frauenhandel tätig. ECPAT hat u. a. durchgesetzt, dass Sextouristen, die Kinder missbrauchen, auch in Österreich vor Gericht gestellt werden können. „Doch wo kein Kläger, da kein Richter. Das“, so Blochberger, „gilt auch für die betroffenen Länder. So etwa gibt es in Thailand strenge Gesetze gegen die Kinderprostitution, getan wird aber nichts, was dem Tourismus schaden könnte. Es werden zwar ab und zu Exempel statutiert, dabei handelt es sich aber fast immer um Männer, die sich ihre Mädchen außerhalb der Rotlichtsynidkate organisiert haben.“
Gegen den Sextourismus und seine schlimmste Form, die Kinderprostitution, könne nur bei uns wirksam etwas unternommen werden, betont Blochberger. Genau hier setzt die „Aktion Schutzengel“ von Missio (Päpstliche Missionswerke) an. Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen in Deutschland und der Schweiz ruft Missio Pfarren, Schulen, Eine-Welt-Gruppen und Medien dazu auf, das Thema aufzugreifen und sich zu „Schutzengeln“ der Kinder zu machen, die von Sextouristen körperlich und seelisch ruiniert werden. Missio ermutigt auch dazu, das eigene Reisebüro auf den neuen Verhaltenscodex für sextourismusfreie Reiseveranstalter (Certified Code of Conduct – CCC) anzusprechen. Als Höhepunkt wird es am Internationalen Tag gegen Kinderprostitution (31. März) auf den Flughäfen Wien, München und Zürich Aktionen geben.
„Aktion Schutzengel“:
Ideen und Material für Aktionen, Infostände etc.: Missio-Austria, Seilerstätte 12, 1015 Wien, Tel. 01/513 77 22-39;
Am 31. März wird sie auf dem Flughafen Wien-Schwechat die Passagiere auf die verheerenden Auswirkungen des Sextourismus auf die Seelen und die Gesundheit der Kinder aufmerksam machen. Cecy Prestrello tritt nicht nur bei der „Aktion Schutzengel“ auf, die Sozialarbeiterin aus Recife (Brasilien) ist Hunderten Mädchen zum Schutzengel geworden. Der Strand von Recife im Nordosten Brasiliens erlebt einen Toursimusboom. Mit den Urlaubern kam für die in den Armenvierteln der Stadt ohnedies weitverbreitete Prostitution neuer Aufschwung. Die „Gringos“ aber wollten immer jüngere Partner/innen. Fast die Hälfte der auf der Straße lebenden Mädchen in Recife leben inzwischen von der Prostitution. Die meisten von ihnen sind jünger als elf Jahre, berichtet Cecy Prestello. „Wir trafen auf Kinder, die bereits mit acht Jahren sexuelle Beziehungen zu Ausländern hatten. Viele sehen in der Prostitution die einzige Chance, wie sie und ihre Familie überleben können.“Mitten im Boa Viagem, dem Hotelviertel von Recife, steht das Haus Haniel. Es bietet 150 Mädchen, die hier der Prostitution nachgehen, ein Heim. Cecy Prestrello widmet sich nicht nur der Bekämp-fung von Sextourismus und Kinderprostitution, der Drogenaufklärung und Aids-Vorsorge, sie versucht auch, in den betroffenen Mädchen wieder die „Liebe zum Leben“ zu wecken, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sie für eine andere Lebensentscheidung zu ermutigen.
Missio-Austria unterstützt mit der „Aktion Schutzengel“ das Haus Haniel und ähnliche Einrichtungen. Missio-Spendenkonto: PSK 7.015.500, Kennwort „Schutzengel“.