Der Pfarrer wohnt nicht mehr im Ort. Da starb auch noch die Mesnerin. Wie eine Pfarre lernte, mit schwierigen Situationen zurechtzukommen.
Es war der Weihnachtstag, knapp vor der Festmesse, als die langjährige Mesnerin von Bad Wimsbach-Neydharting, Leopoldine Wallner, ganz plötzlich vor der versammelten Gemeinde starb. Vieles, was bisher wie selbstverständlich in der Pfarre lief, stand auf einmal in Frage. So gut es ging, halfen die Leute zusammen. Kleine Pannen des Anfangs: dass man eine eingeschaltete Glocke auch wieder abstellen muss, zum Beispiel. Erst im Jahr zuvor hatte sich die Pfarre in vielem grundsätzlich umstellen müssen. Nach einer schweren Erkrankung ging Pfarrer Johann Tempelmayr in den Ruhestand. Um die gut 2000 Einwohner zählende Pfarre bewarb sich kein Seelsorger, so begaben sich Pfarrgemeinderäte selbst auf die Suche. Bei Mag. Klaus Dopler, damals Regens im Kollegium Petrinum, wurden sie fündig. Als Moderator begleitet er nun neben anderen diözesanen Aufgaben die Pfarre. Im ersten Jahr war er auch noch Regens am Petrinum. Erst ab kommendem Herbst wird es einen Pfarrassistenten in der Pfarre geben. Die große Bereitschaft der Leute selbst zuzugreifen, macht diese Moderator-Lösung möglich. Leopoldine Berghammer ist eine von ihnen: Sie kümmert sich in der Pfarre um die Ministrantenarbeit. Jetzt ist sie dazu auch noch bereits, mit zwei weiteren Frauen ins kalte Wasser des Mesnerdienstes zu springen. „Es wird schon gehen“, dachte sie, „und außerdem gibt es ja viele, die einem dabei helfen.“
STECKBRIEF
2400 Einwohner zählt die Marktgemeinde Bad Wimsbach-Neydharting. Das Badeschaff im Wappen bezieht sich auf das seit 1948 bestehende Moorbad. Im Schnitt gibt es im Kurbetrieb zur Zeit 94 Nächtigungen täglich. Wimsbach ist wegen seiner Nähe zu den Ballungszentren beliebter Wohnraum, die Landwirtschaft spielt hier noch eine wichtige Rolle. Sonstige Arbeitsplätze in der eigenen Gemeinde gibt es nur wenige.Dem Besucher fällt die ungewöhnlich prachtvolle Ausstattung der auf einer Anhöhe am Ortsrand gelegenen barocken Pfarrkirche zum hl. Stephanus auf. Schon um das Jahr 1120 wurde „Wittinspach“ erstmals urkundlich erwähnt. 1875 wurden die drei Gemeinden Wimsbach, Neydharting und Bachloh zusammengelegt.Die beiden Filialkirchen Wim und Kösslwang haben ebenfalls eine lange Geschichte. Die Kirche in der Wim ist dem hl. Thomas von Canterbury geweiht. Früher lag hier das Zentrum der Pfarre Wimsbach, auch der Pfarrhof befand sich hier.Die schlichte Kirche in Kösslwang beherbergt u.a. einen schwarzen Renaissance-Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert. Der Reiz der Landschaft lädt zum Wandern ein.