„Je offener die Kirche ihre eigenen Fehler und Irrwege einbekennt, desto glaubwüriger ist sie.“ Das sagte Maximilian Liebmann zu den Vergebungsbitten des Papstes.Es war Zufall und hätte doch nicht besser geplant werden können: Zwischen der Vorstellung des „Matyrologiums des 20. Jahrhunderts“ der Kirche Österreichs und dem ökumenischen Gedenken an die „neuen Märtyrer“ der Kirchen vor dem Kolosseum in Rom am 7. Mai erhielt der Grazer Kirchengeschichtler Maximilian Liebmann die „Kardinal-Opilio-Rossi-Medaille“. Damit wurde er von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) Österreichs u. a. für sein großes Engagement zur Wiederentdeckung der weitgehend vergessenen gläubigen Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime geehrt.
In einem Interview der Kirchenzeitung zur ersten Seligsprechung von österreichischen Nazi-Opfern (Pfarrer Neururer und P. Gapp) bedauerte Liebmann, dass die Kirche Österreichs aus pastoraler Rücksichtnahme das Beispiel vieler überzeugter Christen, die im Widerstand gegen die Unmenschlichkeit des Hitler-regimes ihr Leben riskiert oder verloren haben, Jahrzehnte hindurch verschwiegen habe. Sie habe damit sich selbst und dem Land einen schlechten Dienst erwiesen. Für Geradlinigkeit und Courage trat Liebmann auch im Zusammenhang mit den Vergebungsbitten des Papstes ein. Als Spezialist für die Geschichte des Mittelalters und der Reformation weiß er auch um die Irrwege und Abgründe in Leben der Kirche Bescheid. Diese zu verschweigen, hält der 65-jährige Grazer für keinen Akt der Liebe zur Kirche.