Beratung und Hilfe für schwangere Frauen, Bildungsarbeit und Sexualpädagogik, Bewusstseinsbildung durch Öffentlichkeitsarbeit und das kritische Beobachten biomedizinischer Forschung – das sind die Hauptarbeitsfelder der Aktion Leben Österreich. Der Verein feiert am 12. November sein 60-jähriges Bestehen. Generalsekretärin Martina Kronthaler blickt zurück und nach vorne.
In den 70er Jahren gab es heftige Auseinandersetzungen im Hinblick auf den Schwangerschaftsabbruch, sprich die Fristenregelung. Wofür kämpft Aktion Leben heute? Martina Kronthaler: Bekannt wurde die Aktion Leben 1975 mit dem vom Verein initiierten Volksbegehren gegen die Fristenregelung, das ja eines der erfolgreichsten zur damaligen Zeit war und dann abgelehnt wurde. Danach herrschte Erschöpfung und man hat sich wieder auf Beratung, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit konzentriert – Bereiche, die schon bei der Gründung des Vereins ganz zentral waren. Diese konkrete Arbeit mit den Frauen hat auch zu der Standortbestimmung von Aktion Leben geführt, dass wir keine Verschärfung der strafrechtlichen Bestimmungen wollen. Heute haben wir eine paradoxe Situation, weil wir uns dafür einsetzen, dass die Fristenregelung bleibt. Es gibt nämlich zurzeit massive Bestrebungen, den Schwangerschaftsabbruch aus dem Strafrecht zu nehmen. Das wertet das Kind vor der Geburt ab. Im Schwangerschaftskonflikt müssen sowohl die Frau als auch das ungeborene Kind gesehen werden. Nur so kann man die Bedürfnisse beider würdigen. Wir möchten eine Änderung der Haltung der Menschen zum Leben erreichen, indem wir immer wieder die Öffentlichkeit über das ungeborene Kind informieren; gleichzeitig versuchen wir, die Empathie für schwangere Frauen zu fördern.
Welchen technischen und medizinischen Mitteln steht Aktion Leben kritisch gegenüber? Martina Kronthaler: Auf jeden Fall der Eizellspende, weil immer die Spenderin, von der die Eizelle stammt, vergessen wird. Da geht es auch um Herkunft, um Identität. In Österreich dürfen schon Frauen mit 18 Jahren spenden, die selber noch nie ein Kind hatten. Es ist ein massiver körperlicher Eingriff. Der Gynäkologe Johannes Huber sagt, die Eizellspende ist eine legale Körperverletzung durch Hormonstimulation. Was die Fortpflanzungsmedizin betrifft, so vertreten wir den Standpunkt, dass sie viel achtsamer angewendet werden müsste. Paare, die sie in Anspruch nehmen wollen, sollten wesentlich besser aufgeklärt werden.
Welche Position beziehen Sie zur Leihmutterschaft? Martina Kronthaler: Auch die Leihmutterschaft sehen wir kritisch und wir werden dafür kämpfen, dass sie verboten bleibt. Leihmutterschaft ist ein Verbrechen an Mutter und Kind. Die Leihmutter ist die Mutter. Da geht es darum, die Öffentlichkeit zu informieren, dass diese Kinder klare Informationen über ihre Herkunft brauchen. Das ist ganz wichtig für die Identitätsbildung. An unserer Wiege stand auch Kardinal König und er hat immer gesagt, die Grundfragen des Menschen sind: woher komme ich, wer bin ich, wohin gehe ich.
Gibt es noch weitere Herausforderungen? Martina Kronthaler: Unser Grundziel ist, dass Schwangerschaft und Geburt für alle Beteiligten als eine positive und freudvolle Zeit erlebt werden können. Deshalb sind wir dabei, die Schwangerenberatung immer wieder auf ein noch höheres Niveau zu stellen. Ein Modell ist z. B. die vorgeburtliche Beziehungsförderung. Das ist eine sehr emotionale Begleitung für schwangere Frauen und auch Väter, welche die Beziehung zum Kind bereits vor der Geburt festigt. Und wir sind nach wie vor dran, die Würde des ungeborenen Kindes zu stärken. Was uns im Hinblick darauf sehr geholfen hat waren die vielen wissenschaftlich belegbaren Erkenntnisse der letzten zehn Jahre u. a. in der pränatalen Psychologie, die besagen, dass ein Kind lange vor der Geburt ein fühlendes Wesen ist. Man weiß heute, wie bedeutsam Schwangerschaft und Geburt für die Gesundheit eines Menschen in jeder Hinsicht sind. Da gibt es einen schönen Spruch: die Ökologie des Mutterleibes ist die Ökologie der Welt.
60 Jahre Aktion Leben Österreich. Seit 60 Jahren leistet die Aktion Leben Österreich Beratung und Hilfe für schwangere Frauen. Jährlich werden insgesamt mehr als 6000 Beratungsgespräche durchgeführt. Einer der Gründerväter von Aktion Leben war Kardinal König. Er würdigte den Verein zum 40-Jahr-Jubiläum mit folgenden Worten: „Ich spreche der Aktion Leben meine Anerkennung aus, dass sie alle, damals wie heute, versucht haben, als eine Gemeinschaft engagierter katholischer Laien diese schwierige Aufgabe im Sinne der Kirche zu übernehmen, ohne selbst eine offizielle Organisation der katholischen Kirche dieses Landes zu sein. Ich spreche Ihnen meine Anerkennung aus, weil sie in der Spannung zweier entgegengesetzter Weltanschauungen, immer wieder bemüht waren, das Gespräch zu suchen, auf breiter Basis aufzuklären, in Notsituationen zu helfen.“ Spendenkonto: IBAN: AT91 3479 5000 0453 6777