Kommentar von Elisabeth Leitner und Hans Baumgartner
Ausgabe: 2000/43, Frauenminister, Quotenopfer
24.10.2000
Neu im Land: Herr Frauenminister!
Er gehe davon aus, dass er die Agenden des Frauenministers federführend gestalten werde, ließ Herbert Haupt, Tierarzt aus Kärnten und Nachfolger von Sozialministerin Elisabeth Sickl bereits verlauten. Haupt wird damit auch die Frauenpolitik des Bundes gestalten, und Österreich kann somit den ersten Herrn Frauenminister seiner Geschichte begrüßen. „Die männliche Bezeichnung eines Frauenministeriums klingt wie ein Witz. (...) Es ist wieder einmal so, dass Mann weiß, was für Frau gut ist. Schade.“, so artikuliert Mag. Irmgard Lehner, Frauenbeauftragte der Diözese Linz, ihr Unbehagen. Und damit ist sie nicht alleine: Denn Frauen können für sich selber sprechen. Das Frauenministerium als Sprachrohr der Frauen von einem Herrn Frauenminister geleitet – was soll man(n) dazu noch sagen?
Die Quotenopfer
Die Computer- und Telekommunikationsbranche boomt. Die Wirtschaft ruft nach Fachkräften, die es in Osteuropa, in Indien und Südostasien in genügender Zahl gibt. Der Innenminister will dafür die Quote für den Zuzug von Ausländern erhöhen. Die FPÖ legt sich quer und der Kanzler gibt nach. Auf der Strecke bleiben die Kinder und Ehefrauen von Gastarbeitern, die seit Jahren auf eine Familienzusammenführung warten. Das Menschenrecht auf Familie wird dem Wachstumsschub der Hightech-Branchen geopfert. Die Schuld trifft nicht die Wirtschaft, sondern die Politik. Ihre Aufgabe ist es, wirtschaftliche Bedrüfnisse sozial und menschlich erträglich zu regeln.