„Es ist mir einfach zugefallen, und ich habe es zu meiner Aufgabe gemacht“, sagt die Solidaritätspreisträgerin 2015 Marianne Kollmann aus St. Martin im Innkreis. Es ist ihr zugefallen, ein Mensch zu sein, der hilft. Seit mehr als vier Jahrzehnten hilft sie dort, wo sie lebt – zunächst in Geinberg, seit 1982 in St. Martin – und dort, wohin sie Brücken geschlagen hat – Indien, Guatemala, Bangladesh, Kongo, Uganda, Tanzania.
Ausgabe: 2015/47, Kollmann, St. Martin, Solidaritätspreis, Schöpfung, Asylwerbende,
17.11.2015 - Ernst Gansinger
Am 27. November wird Marianne Kollmann mit ihrer Kinder-Sing- und Spielgruppe in St. Martin wieder ein Musical aufführen. Der Erlös aus der Aufführung kommt dem Wirken von Pater Shorot Gomes in Bangladesh zugute. Pater Shorot war vor einigen Jahren in St. Martin „Sommerpfarrer“, Urlaubsvertreter. Frau Kollmann setzt mit dem Musical fort, was sie in St. Martin seit 1982 zu einer besonderen Übung ihrer Verbundenheit mit armen Menschen im Süden entwickelt hat: der Erlös aus den zwei Aufführungen pro Jahr fließt in Projekte der Entwicklungszusammenarbeit. Schon vor ihrem Wirken in St. Martin hat sie Ähnliches zehn Jahre in Geinberg getan.
Solidarische Eindrücke und Ausdrücke
Es ist ein eindrückliches und ein ausdrückliches Leben, das Marianne Kollmann führt. Sie sammelt seit Jahren Eindrücke der Gastfreundschaft und der Verbundenheit über Kulturgrenzen hinweg. Und sie vermittelt diese Eindrücke ausdrucksstark in Lichtbildervorträgen, Musicals, gemalten Bildern, Begleitungen von Menschen. Was war eigentlich zuerst da: die Aufgeschlossenheit nach außen, das Interesse an fremden Ländern, der Wunsch, Menschen zu begegnen, mit ihnen das Leben ein Stück zu teilen? Oder die Beherbergung von Priestern, die in St. Martin, auch um Deutsch zu lernen, im Sommer den Pfarrer vertreten haben? Das eine ist ohne das andere nicht denkbar und beides stützt sich auf Grundhaltungen von Marianne Kollmann: kirchliche Beheimatung und Freude an der Musik.
Lokal und global
So hat Marianne Kollmann schon vieles eindrücklich ausgedrückt: In der Gemeinde leitete sie etwa jahrelang einen Gesangsverein und gestaltete sämtliche Gemeindeveranstaltungen mit. Sie organisierte Kleidersammlungen für Albanien, war 30 Jahre in vielen pfarrlichen Funktionen tätig, gab unter anderem Firmunterricht, leitete jahrelang die Sternsingeraktion und besuchte Pfarrangehörige im Krankenhaus. Um ihre Unterstützung sozialer und missionarischer Arbeit im Süden dieser Welt zu finanzieren, führt sie nicht nur Musicals auf und organisiert Basare sowie Buffets, sie stellt auch ihre Reiseeindrücke in Mediashows zusammen. Mit diesen zeigt sie in Schulen und Pfarren Beispiele der Eine-Welt-Verbundenheit.
Die Heimat der Gäste
Als St. Martin/I. 2002 keinen Priester im Ort hatte, übernahmen in den Sommermonaten ausländische Priester die Aufgaben. Marianne Kollmann gab ihnen Kost und Quartier, unterrichtete sie auch in Deutsch. Aus diesen Kontakten wurden Kontakte in deren Heimatländer. Da waren es Nähmaschinen für Frauen, der Wiederaufbau von Häusern, die das Hochwasser zerstört hatte, eine Solaranlage, mehrere Trinkwasserprojekte. Dort sorgte sie dafür, dass ein Traktor mit Egge und Pflug die landwirtschaftliche Arbeit erleichterte. Zu den Projektpartnern machte sie sich selbst auf den Weg – nach Uganda, wo sie acht Wochen Mädchen unterrichtete, nach Tanzania, wo der Traktor im Einsatz ist, nach Bangladesh.
Demut vor der Schöpfung
Das alles ist ihr zugefallen, wie sie selbst meint und an einem Beispiel erklärt: nie hatte sie gedacht, dass sie je einen Gesangsverein leiten würde. Doch eines Tages bat sie der Pfarrer, die Leitung zu übernehmen, um die Verbindung zur Kirche zu bewahren. Auf den Reisen erlebt sie sich als Beschenkte: durch die Herzlichkeit und Naturverbundenheit der Menschen, denen sie begegnet. „Sie haben, was bei uns oft fehlt: die Demut vor der Schöpfung.“
Asylwerbende
Der Kreis schließt sich: Marianne Kollmann verbrückt St. Martin mit vielen Ländern und setzt sich in der Gemeinde für Flüchtlinge ein. So singt auch ein Asylwerber-Mädchen bei der Singgruppe mit.
Solidaritätspreis der KirchenZeitung
Marianne Kollmann war eine von zehn Preisträger/innen des Solidaritätspreises 2015. Sie wurde für ihr Lebenswerk geehrt.
Seit 1994 würdigt die KirchenZeitung nachahmenswertes solidarisches Handeln in den Bereichen Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung und Soziales mit dem Solidaritätspreis. 220 Personen und Gruppen inkl. „Jugendprojekte“ wurden seither ausgezeichnet.
Die Einreichfrist für den Solidaritätspreis 2016 läuft bis 10. Februar 2016. Unsere Leser/innen sind herzlich eingeladen, Preiswürdige vorzuschlagen. Sie können dazu bei der KirchenZeitung das Einreichformular anfordern oder formlos einreichen (wobei Sie den Vorschlag kurz begründen müssen, und wir Sie bitten, von Ihnen wie auch von der vorgeschlagenen Person / Gruppe Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse anzugeben.)
- KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz. Tel.: 0732/76 10-3944; E-Mail: solipreis@kirchenzeitung.at.