Vergangenen Freitag haben die katholischen Journalisten zu einer Pressekonferenz eingeladen. Expertinnen und Experten informierten zur aktuellen Flüchtlingslage.
Herausforderungen
Was Michaela Haunold, Einsatzleiterin der Caritas Drehscheibe am Bahnhof, würdigt, wird auch im Pressegespräch erfahrbar: Es gibt ein gutes Miteinander der Kräfte, die in der herausfordernden Situation eine amtliche oder ehrenamtliche Rolle spielen. Seit September sind mehr als 250.000 Menschen durch Oberösterreich an die bayrische Grenze reist. Der stellvertretende Landespolizeidirektor Mag. Erwin Fuchs betont die Zusammenarbeit und ergänzt: „Über die Zuständigkeitsfragen müssen wir in gewissem Grad hinauswachsen.“ Herausfordernd ist, dass Asylwerbende teilweise nicht einmal in den drei großen Zelten die Nacht verbringen können, die an der Grenze in Braunau, Schärding und Kollerschlag aufgestellt sind. Die Nacht vor der Pressekonferenz mussten 500 Menschen im Freien verbringen. Herausfordernd für die Behörden ist die starke Zunahme der Asylanträge. Pro Antrag dauert eine Registrierung bis zu fünf Stunden.
Chancen
Flüchtlinge sind nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance. Das klang bei der Pressekonferenz mehrmals an. Etwa, als der für das Asylwesen zuständige Landesrat Rudi Anschober betonte, dass sofort mit der Integration begonnen werden soll, nicht erst ab positivem Asylbescheid. Integrative Bildungsmaßnahmen und schnellere Anrechnungen der im Herkunftsland erworbenen Qualifikationen nützten auch Österreich. In Europa erworbene Qualifikationen bringen auch Europa Vorteile, wenn die Ausgebildeten später in ihre Heimat wieder zurückkehren (können). Ihr Know-how beflügelt den Aufbau der Gesellschaft dort.
Bildung, Arbeit, Wohnung
Die Herausforderungen sind groß. Etwa die Wohnungs- und Beschäftigungsfrage für Flüchtlinge nach positivem Bescheid. Es braucht ein Wohnbauprogramm, sagt der Leiter der Flüchtlings- und Migrant/innen-Betreuung der Volkshilfe OÖ, Christian Schörkhuber. Arbeitsmarktfördernde Maßnahmen würden schon erarbeitet. Bedarf ist an weiteren Quartieren. Täglich müsste durchschnittlich ein neues für 50 Menschen eröffnet werden. Schörkhuber sagte, dass etwa 400 Flüchtlinge akut von Obdachlosigkeit betroffen sind. Die geschäftsführende Vorsitzende des Pastoralrates der Diözese Linz, Mag. Edeltraud Artner-Papelitzky, berichtete von den Beratungen des Pastoralrates. Dieser betonte: „Asyl ist ein Menschenrecht.“ Asylverfahren seien viel zu lang; „Asyl auf Zeit“ erschwere die Integration und erhöhe den bürokratischen Aufwand. Für die Quartierlösung würden auch Container notwendig sein, um die aktuell fast 8500 Asylwerbenden in Oberösterreich unterzubringen. Die Ursachen der Flüchtlingskrise müssten auch gesehen werden: Waffenlieferungen und wirtschaftliche Ausbeutung durch den Westen. Die zu uns Geflohenen brauchen Bildung, Arbeitsplätze und leistbares Wohnen. „Dabei gilt es zu vermeiden, dass eine Gruppe gegen die andere ausgespielt wird. Denn auch für Inländer/innen mangelt es in Österreich an leistbarem Wohnraum.