Wer heute das Kloster Bangor in Irland besucht, findet außer einer Kirche nur wenige Hinweise auf das einst blühende Ordensleben dieser Abtei. Einer der bekanntesten Bewohner dieses Klosters war der spätere Missionar Kolumban.
Ausgabe: 2015/47, Hl. Kolumban, Pilger, Missionar
17.11.2015 - Michael Fliri, Diözesanarchivar in Feldkirch
Als Kolumban um das Jahr 560 in das Kloster Bangor eintrat, war die aufstrebende Abtei für ihre Strenge und ihr besonders mustergültiges Leben bekannt. Er wirkte 30 Jahre lang als Lehrer in Bangor und wurde dabei stark von dem asketischen Abt Comgall beeinflusst. Hier lernte er auch Gallus kennen und brach um das Jahr 590 mit zwölf Gefährten auf, um ein Leben als Missionar in der Fremde zu führen. Dieses Verlassen der Heimat, die Peregrinatio, war eine Grundlage des damaligen iro-schottischen Mönchtums. Eine Abkehr von der Welt, verbunden mit dem Aufgeben der vertrauten Umgebung, war äußeres Zeichen der Hingabe an den Auftrag Gottes.
Klöster auf dem Festland
Auf ihrer Reise auf das europäische Festland bemühten sich Kolumban und seine Gefährten um die Erneuerung des Mönchtums, die er in seiner eigenen Mönchsregel auch schriftlich niederlegte. Dieser Regel folgte auch das von ihm 593 gegründete Kloster in Luxeuil. Seine moralischen Standards dürften sehr hoch gewesen sein, seine Klosterregel zeichnet sich durch außerordentliche Strenge aus, verbreitete sich aber rasch im ganzen Frankenreich. Die Kolumbansregel wurde jedoch in den späteren Jahren von der deutlich milderen Benediktsregel abgelöst. Ein wesentlicher Schwerpunkt des Mönchslebens war die Bildung: Kolumban legte in seinen Schriften und seinen Klosterregeln sehr viel Wert auf handwerkliches Können, landwirtschaftliches Wissen, aber auch auf Rhetorik und Kunstsinnigkeit.
Mission am Bodensee
Seine Strenge wurde Kolumban im Frankenreich schließlich zum Verhängnis: seine Kritik am Konkubinat von König Theoderich II. führte zu seiner Verbannung aus Burgund. Er brach daraufhin gemeinsam mit seinem alten Weggefährten Gallus erneut auf, missionierte am Zürichsee und kam 610 auch am Bodensee an, wo er – wie es in der Überlieferung heißt – in den Ruinen der römischen Stadt Brigantium, dem heutigen Bregenz, seine Mission begann. Er gründete ein kleines Kloster und blieb einige Jahre hier. Diese erste Christianisierung des östlichen Bodenseeufers war ein Impulsgeber für einen Aufschwung nach dem „kulturellen Vakuum“, das nach dem Abzug der römischen Besatzungsmacht und der Völkerwanderung entstanden war. Die historische Verbindung des Vorarlberger Unterlandes um Bregenz mit dem zur gleichen Zeit entstehenden Bistum Konstanz ist nicht zuletzt der Missionstätigkeit dieser beiden iro-schottischen Missionare zu verdanken. Auch als Vorläufer des späteren Benediktinerklosters Mehrerau waren Kolumban und Gallus Wegbereiter der Christianisierung am Bodensee.
Neue Wege
Der Bregenzer Mission war allerdings nur wenig Glück beschieden: Konflikte mit Einwohnern und Adel, aber auch eine Erkrankung von Gallus führten dazu, dass sich die Wege der beiden trennten. Gallus zog in die Schweiz, wo er als Einsiedler im Jahr 640 starb. Das Kloster und damit die Stadt St. Gallen erinnern bis heute an sein Wirken. Kolumban entschied sich für eine Weiterreise nach Süden. Im christlichen Königreich der Langobarden fand er einen König, der ihm Land zur Verfügung stellte. In Bobbio gründete er um 613 erneut ein Kloster, das sich rasch zu einer blühenden Abtei und einem Zentrum der Bildung entwickelte. Nur wenige Jahre nach der Gründung starb Kolumban in Bobbio, wo er auch begraben liegt. In Bregenz erinnern die in den 1960er Jahren errichtete Pfarrkirche zum heiligen Kolumban und eine Statue (s. Foto) an den Missionar am Bodensee. Seit 1996 befindet sich in der Kirche auch ein Schrein mit Reliquien des Heiligen.