Nicht einmal ganz vierhundert Einwohner/innen zählt die Pfarre Magdalenaberg, in den Aktivitäten steht sie aber den „Großen“ in der Diözese um nichts nach.
Die Pfarre nimmt im Leben der Magdalenaberger einen hohen Stellenwert ein, freut sich Pfarrer P. Dr. Leonhard Klinglmair, Benediktiner des Stiftes Kremsmüns-ter: „Die Kirche ist für die Leute ein wirkliches Zentrum.“ Das zeigt sich in der Mitarbeit. Drei Orga-nisten versehen ihren Dienst und tragen zur Gestaltung der Gottesdienste bei. Neben dem Kirchenchor besteht ein Jugendchor, der sich „Beri-Singers“ nennt. Der Name nimmt auf die Kurzform des Ortes Bezug, der in der Region nur Berg, in der Umgangssprache „Beri“ heißt. Auch an Ministranten herrscht kein Mangel, erzählt der „Beri“-Pfarrer stolz.
Bei diesem Engagement der Leute ist es nicht verwunderlich, dass ihn dieser Titel ehrt. Das pfarrliche Leben auf dem Magdalenaberg wird wesentlich von den Frauen geprägt. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats ist eine Frau, ebenso die Leiterin der Ministrantengruppe, die Mesnerin und die Chefin der Pfarrblattredaktion. „Beri“-Pfarrer P. Leonhard: „Die Frauen sorgen für ein gutes Klima in der Pfarre.“
Wenn es um Bauarbeiten geht, packen die Männer kräftig an. So wurden in den vergangenen Jahren ein Begegnungsraum im Pfarrhof geschaffen und für die Besucher der Wallfahrtskirche eine Toiletteanlage sowie ein Parkplatz zwischen Schützenheim und Pfarrhof errichtet. Unterstützt wurde die Pfarre dabei von der Gemeinde Pettenbach, zu der ein Teil des Pfarrgebietes gehört. Pfarrer und Pfarrkirchenrat betonen die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde. „Nur durch den Arbeitseinsatz vieler Pfarrmitglieder, durch großzügige Spender und Sparsamkeit sind die vielfältigen baulichen Aktivitäten möglich“, erklärt Pfarrer P. Leonhard.
Zur Identität des Ortes gehört auch die Volkschule Magdalenaberg mit ihren durchschnittlich 30 bis 35 Kindern. Jährlich empfangen zwischen sechs und acht Schüler/innen die Erstkommunion. An dem Fest nimmt natürlich die gesamte Gemeinde Anteil.
Steckbrief:
Magdalenaberg, 675 Meter hoch am Übergang zwischen dem Krems- und Almtal gelegen, ist weithin sichtbar. Seit Jahrhunderten zieht die der heiligen Magdalena geweihte Kirche Wallfahrer an. Im Gotteshaus wird auch ein Gna-denbild aus dem 18. Jahrhundert verehrt, das die Muttergottes zeigt. Das Pfarrgebiet Magdalenaberg gehört zu den Gemeinden Pettenbach und Inzersdorf. Zu welcher Zeit am Magda-lenaberg ein Gotteshaus errichtet wurde, ist nicht be-kannt. Die große gotische Kirche, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts fertig gestellt wurde, ist ein Zeichen für eine bereits florierende Wallfahrt. In der Barockzeit erlebte das Wallfahrtswesen seinen Höhepunkt, um 1780 begann – unter Josef II. – der Pilgerstrom zu versiegen. Zu den Schmuckstücken der Kirche zählt das barocke Hochaltarbild (1713) von Andreas Steger. Es stellt die Begegnung Jesu mit einer Sünderin dar, die ihm die Füße salbt. Diese – in der Bibel namenlose Frau – wird in der Tradition mit Maria Magdalena identifiziert. Bemerkenswert ist auch der 1998 aufgestellte Taufbrunnen. Der Sockel wurde bei einer Anti-quitätenmesse gekauft und dürfte Teil eines Brunnens aus einer indischen Tempelanlage sein. Verziert ist der Sockel mit Blattornamenten.
„Stadt auf dem Berg“
Wallfahrtsort und Ausflugsziel bei Pettenbach
Mehr als zwanzig angemeldete Gruppen pilgerten im Vorjahr auf den Magdalenaberg, an Wochenenden ist der Ort auch ein beliebtes Ausflugs-ziel.
Die Kirche und die sie umgebenden Häuser erinnern an die biblische „Stadt auf dem Berg“ – vor allem an den Abenden von Freitag bis Sonntag, wenn die Kirche von Scheinwerfern angestrahlt ist. Im Heiligen Jahr 2000 haben die Magdalenaberger begonnen, dieses Zeichen zu setzen: Weil sie sich über ihre wunderbar gelegene Kirche freuen und weil damit das Gotteshaus weithin sichtbar ist. Von Magdalenaberg aus bietet sich ein beeindruckender Blick auf das Kremstal und bis weit in das Mühl- und Hausruckviertel. Mit freiem Auge sieht man die Stifte Kremsmünster, Schlierbach und Lambach, mit einem guten Fernglas auch Florian, erzählt Pfarrer P. Leonhard.
Die Wallfahrt auf den Magdalenaberg – vor Jahrhunderten ein mächtiger Pilgerstrom – erfreut sich heute von Jahr zu Jahr wieder größerer Beliebtheit. Neben den organisierten Gruppen kommen viele Ausflugsgäste. Manche von ihnen besuchen oder „verirren“ sich in die Kirche. Die Pfarre bemüht sich auch für „Einzelpilger“ eine Atmosphäre des Gebets zu schaffen.
Musikalische Wallfahrt
Die Kirchenmusik hat in Magdalenaberg Tradition und ist untrennbar mit HR Josef Mayr-Kern verbunden, einem einst führenden Blasmusiker Oberösterreichs. „Wir führen fort, was er begonnen hat“, so P. Leonhard, „und wir räumen der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten breiten Raum ein.“ Ob der eigene Kirchenchor, die Beri-Singers oder Gastchöre – musikalische Beiträge bei den Messfeiern sind stets willkommen. Auch für Konzerte steht die Kirche offen.
Ein Großprojekt für die Pfarre: die neue Orgel
Um einen neue Orgel anschaffen zu können, haben die drei Organisten mit Pfarrer P. Leonhard ein Komitee ins Leben gerufen. Eine Reparatur des alten Instruments wäre nicht mehr zielführend. Das Orgelkomitee: „Wir wollen alle Anstrengungen unternehmen, die am besten geeignete Orgel für die wunderbare Akustik der Kirche zu finden.“ Als Berater konnte Prof. Wolfgang Mitterschifthaler gewonnen werden. Er ist Stiftsorganist in Schlierbach und Lehrer für Orgel am Brucknerkonservatorium in Linz.
Das neue Instrument wird zwölf bis dreizehn Register enthalten und rund zwei Millionen Schilling kosten. Bis jetzt hat die 400-Einwohner-Pfarre 1,2 Millionen Schilling gespart, sodass das Orgelkomitee in absehbarer Zeit an die Bestellung des neuen Instruments denken kann.
Pfarrsplitter
Heiliges Grab im Alpenvorland-Stil
Das Heilige Grab war während der Kartage auch bisher immer prächtig geschmückt, nun will die Pfarre Magdalenaberg aber einen besonderen Akzent setzen: Das Grab wird erstmals in einer „alpenländischen Art“ gestaltet. Vieles, was im Wald zu finden ist, wird in der Karwoche das Grab in der Kapelle der Kirche zieren, erzählt die Mesnerin Maria Mayr-Kern, die die Gestaltung übernommen hat. Ihr Anliegen besteht aber nicht darin, ein Meisterwerk der Gärtnerkunst zu schaffen, sondern die Kirchenbesucher über das Staunen zur Besinnung zu führen. Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligs-ten ist am Karfreitag ab 16 Uhr und Karsamstag bis zur Oster-nachtsfeier.
Das Grab soll aber nicht nur während der Kartage und in der Osterwoche geschmückt bleiben, sondern bis zum 1. Mai 2001 zu sehen sein. Die Pfarre schafft auf diese Weise ein Angebot an die vielen Ausflügler, die an den Frühlingswochenenden scharenweise nach Magdalenaberg kommen. Wenn sie die Kirche besuchen, finden sie einen besonders gestalteten Platz vor, der zum Innehalten, Staunen und Beten einlädt.Das Heilige Grab ist der Beitrag der Pfarre Magdalenaberg zur diözesanen Aktion „geöffnet“.
Ein biblischer Beruf
Von Kindheit an ist P. Dr. Leonhard Klinglmair, Pfarrer in Magdalenaberg, mit der Landwirtschaft und dem Fischen verbunden. Als Benediktiner des Stiftes Kremsmünster fand der Ordensmann für sein Interesse ein weites Betätigungsfeld. Vor allem mit der Karpfenzucht in den stiftseigenen Teichen hat er sich intensiv beschäftigt. Seit 1995 ist P. Leonhard „Menschenfischer“ in Magdalenaberg.