Für viele Menschen ist ein „Danke“ der einzige Lohn. Dankbarkeit sagt: Ich nehme dich wahr. Ich sehe, was du Gutes tust.
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich einmal als Lehrerin in die Schulklasse kam und ein Mädchen schrecklich weinte. Die anderen wussten nicht warum. Nach einiger Zeit konnte mir das Mädchen den Grund sagen: Sie hatte einen Kuchen gebacken, in die Schule mitgenommen und verteilt – alle hatten sich darüber her gemacht, aber niemand hatte sich bei ihr bedankt. Diese Erfahrung hat sie geprägt. Ich kann mich an keine Schülerin erinnern, die so sensibel dafür war, was um sie herum Gutes geschah, und sich bedankte. Menschen reagieren sehr empfindlich, wenn sie keinen Dank für ihr Tun erhalten.
Willi Lambert SJ beschreibt in seinem Buch „Aus Liebe zur Wirklichkeit“ drei Arten von Undank: Die erste ist der Stolz, der glaubt, alles selbst machen zu können und auf niemanden anderen angewiesen ist. Die zweite ist sie Selbstverständlichkeit, mit der alles genommen wird. Und die dritte ist ein falsches Anspruchsdenken, das meint, auf alles ein Recht zu haben und es daher auch bei den anderen einfordert.
Wachsam sein
Wenn alles gelingt und es einem gut geht, dann ist es wichtig, aufmerksam dafür zu bleiben und den Menschen und Gott dafür zu danken. Schwieriger ist es, „Danke“ zu sagen, wenn scheinbar alles schief geht. Dann zeigt es sich vielleicht erst im Rückblick, was die Situation auch Gutes beinhaltet hat.
Heilsgeschichten ...
Das Volk Israel hat seine Geschichte als Gottes Heilsgeschichte mit ihm gesehen. Dabei war diese nicht immer rosig. Aber die Israeliten haben gelernt, das Gelungene wahrzunehmen und im Schweren Gottes Mitgehen zu entdecken. Vielleicht haben auch Sie in den letzten Wochen Ihr Leben ein bisschen mehr als Gottes Heilsgeschichte mit Ihnen zu sehen gelernt.
Tipps für Mutige – Teil 6
Dankbarkeit einüben
Tag und Nacht wird uns mit jedem Augenblick Unzähliges geschenkt. Wir brauchen nur darauf zu achten, und Dankbarkeit wird uns beinahe überwältigen.
Das meint David Steindl-Rast in seinem Buch „Die Achtsamkeit des Herzens“. Und weiter schreibt er: „Seit Jahren schreibe ich täglich in meinen Taschenkalender zumindest eine Sache, für die dankbar zu sein mir vorher noch nie in den Sinn kam. Es ist nicht schwer. Oft kommen mir vier oder fünf Gründe in den Sinn. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie alt ich werden müsste, um den Vorrat merklich zu vermindern.“
– Versuchen Sie in dieser Woche der Anregung von David Steindl-Rast zu folgen und täglich aufmerksam dafür zu sein, wofür Sie danken können. Um den Segen Gottes beten. Schon immer haben Menschen Gott um seinen Segen gebeten. Dahinter steckt das tiefe Vertrauen: Wenn Gott mit uns ist, dann können wir nicht verloren gehen, gleichgültig, durch welche Höhen und Tiefen uns das Leben führen wird.
– Sie können sich heute Abend Zeit nehmen und den Tag mit Gott noch einmal anschauen. Sie bitten ihn, dass er diesen Tag „absegnet“, die Menschen, denen Sie begegnet sind, die Ereignisse, sich selbst. Sie bitten ihn, dass er mit seinem Segen bei und in allem sein möge, was Ihnen begegnet ist, dem Schönen und dem weniger Schönen. Schließen Sie diesen Tagesrückblick mit einem Segensgebet.