„Wenn die Weihnachtskrippe weggeräumt wird, dann wird daheim eine Passions- oder Osterkrippe aufgestellt“, erzählt Sieglinde Murauer.
Sie hat sich dem Hobby des Krippenbauens verschrieben und auch schon viele dafür begeistern können: In ihrem Heimatort Kematen/Krems im Traunviertel weiht Pfarrer Pater Gabriel nun schon seit einigen Jahren zu Ostern Fasten- und Osterkrippen.Mit ihren wertvollen, oft barocken figürlichen Vorbildern, wie sie in alten Kirchen meist auf Kalvarienbergen zu finden sind, haben die selbst gebauten Fasten- und Osterkrippen die Darstellung der Leidensgeschichte Jesu (Pas-sionskrippen) und sehr oft auch zusätzlich das Auferstehungsgeschehen gemeinsam (Osterkrippen). Manchmal sind sie als „Wendekrippe“ gestaltet, vorne mit weihnachtlichen, hinten mit österlichen Motiven, oder mit weiteren biblischen Szenen als „Jahreskrippe“.
Trägt zur Besinnung bei
Damit wird zur Besinnung angeregt und der Gedanke der „Hauskirche“ belebt. Kindern lässt sich so auf anschauliche Weise die Leidensgeschichte Jesu bildhaft näher bringen. Ob zeitgenössisch, etwa aus Terrakotta, oder nach alten Vorbildern gestaltet, handelt es sich bei diesen Krippen „Marke Eigenbau“ um schöne naive Volkskunst. Die Fasten- und Osterkrippe wird in ihrer Breitenwirkung nicht an die Weihnachtskrippe herankommen. Dennoch sprechen Experten von einer erfreulichen Krippenbewegung, die Anhänger/innen in allen Bundesländern hat. Der Ortsverein Telfs des Landesverbandes der Krippenfreunde Tirols bietet auch papierene Ausschneidebögen an. Der Verband der Krippenfreunde hat österreichweit 10.000 Mitglieder, wobei 6.000 allein aus Tirol sind.
Sieglinde Murauers Osterkrippen sind in einem dreiteiligen Türenkasten (Triptychon) oder in einem einfachen, oft verglasten Holzkasten untergebracht. Bei den selbst gebauten Osterkrippen bestehen die Figuren manchmal aus Ton (Loammanndl) oder wie bei Sieglinde Murauer aus einer an der Luft trocknenden Keramik-Gießmasse. Etwa 80 Stunden braucht man für eine solche Krippe. Die reliefartigen Figuren werden in Modeln nach alten Vorlagen gegossen und dann in liebevoller Kleinarbeit bemalt. Ihr Lehrmeister war der Garstner Krippenbaumeister Josef Seidl. Der pensionierte Gendarm – in Krippenbaukreisen kein Unbekannter – hat sich auf Jahreskrippen spezialisiert. Er greift auf alte Modeln aus der Steyrer Gegend zurück.