Die Syrerin Ritta muss für ihre Arbeit mobil sein. Da sie sich selbst ein Auto kaum leisten könnte, ist der geschenkte Wagen von Johann Eidenhammer die Lösung in der Not.
Ausgabe: 2015/50, Auto, schenken, Syrien, Dolmetscherin, Asyl, Arbeit
09.12.2015 - Ernst Gansinger
Ritta ist mit ihrem Mann und den zwei Kindern im März 2014 von Syrien nach Österreich geflohen. Seit heurigem Jänner haben sie einen positiven Asylbescheid und müssen für sich selbst aufkommen. Doch Arbeit ist schwierig zu bekommen. Als Dolmetscherin für Arabisch könnte Ritta Arbeit finden. Wäre sie mobil, wären die Chancen viel besser. Ein Anliegen, von dem Johann Eidenhammer erfahren hat. Er verschenkt Chancen.
Viel Not und Elend hat er schon gesehen. Und hat in die Not hinein Freude vermittelt. – Johann Eidenhammer aus Burgkirchen richtet alte Autos her, die er teilweise von Spenderinnen und Spendern geschenkt bekommt, und schenkt das durch seine Hand in guten Zustand gebrachte Fahrzeug wieder weiter. Die Beschenkten sind Familien und alleinerziehende Frauen, die nicht ein noch aus wissen, wie sie finanziell über die Runden kommen sollen.
Ein erfahrener Autotechniker
Für sein Engagement wurde Johann Eidenhammer heuer im Mai mit dem Solidaritätspreis der KirchenZeitung ausgezeichnet. Der jetzt 66-jährige Pensionist hat zeit seines Berufslebens als Techniker in einer Braunauer Audi-Werkstatt gearbeitet. Seine Erfahrung und sein Können schenkt er nun an Bedürftige weiter. „Wennst gut durchs Leben gekommen bist, kannst auch einmal etwas zurückgeben“, sagt Eidenhammer und freut sich an der Freude der Beschenkten. Für dieses Zurückgeben hat Eidenhammer, unterstützt von seiner Frau und den Kindern, schon viele Stunden aufgewendet. Wenn er dann ein flottgemachtes und herausgeputztes Auto übergeben kann, hellt er oft schwierigste Lebensverhältnisse der Beschenkten auf: Etwa jene von Alleinerziehenden, die ein Auto bräuchten, um Kinderbetreuung und Beruf unter einen Hut zu bringen, sich das Auto aber nicht leisten können. Um zur Arbeit zu kommen, bräuchten sie ein Auto. Armut hat nämlich nicht nur ein schlechtes Dach überm Kopf, sondern dieses Dach ist oft weit entfernt vom öffentlichen Verkehrsnetz. Der Auto-Schenker Eidenhammer übergibt mit dem Autoschlüssel den Schlüssel für eine Chance, aus der Armutsspirale herauszukommen: keine Arbeit – kein Geld – kein Auto – nicht mobil – keine Chance, Arbeit zu bekommen – ...
Zeit und Geld
In die Autos steckt Eidenhammer außer Zeit und Geld – und nicht nur in sie, denn er macht auch Räder fahrbereit und verschenkt sie an Bedürftige, oft an Asylwerbende. Wem er ein Auto übergibt, kann sicher sein, dass er sehr sorgfältig kontrolliert hat, ob alle Verschleißteile in gutem Zustand sind. Wenn nicht, sorgt er für deren Austausch, etwa Reifen, Simmerring, Batterie. Er achtet darauf, dass es Autos mit bescheidener Motorleistung sind, denn sie kosten in der Erhaltung weniger.
Große Dankbarkeit
Wie Ritta geht es allen, denen Eidenhammer Mobilität schenkt. Ihre Dankbarkeit und Freude sind groß. Eine Frau, die in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt, formulierte ihre Fassungslosigkeit: „Mir hat noch niemand etwas geschenkt, außer ein paar kranke Katzen.“ Eidenhammer lebt, was er als Kind in seiner Familie gelernt hat: Jeder Mensch ist ein Mitmensch. Seine Eltern haben ihm ein Vorbild gegeben. Schon vor 35 Jahren hat er einer bedürftigen Frau ein Auto repariert und es ihr geschenkt. Bis zur Pensionierung kamen noch zwei, drei Autos dazu. Seit er im Ruhestand ist, nimmt die Zahl immer mehr zu. Dabei arbeitet er eng mit der Caritas zusammen. Heuer hat er bereits fünf Autos hergerichtet und verschenkt. Jetzt ist er froh, ein bisschen auch in eine ruhige Adventzeit eintauchen zu können. Und er ist allen dankbar, die ihm Autos gespendet haben und ihn unterstützen. Aus Salzburg, Linz, Niederneukirchen und Geretsberg hat er schon Autos bekommen. Der Lionsclub hilft immer wieder, übernimmt zum Beispiel Versicherungskosten. Ein Nachbar lässt ihn Autos auf seinem Grund abstellen. Ein ehemaliger Flüchtling hilft ihm, wenn er für die Rad-Reparaturen etwas braucht ...
Hoffnung
Ritta und ihre Familie – Mann Naim sowie die Kinder Michael und Sam – stammen aus der syrischen Stadt Al Malikja, nahe der türkischen Grenze. Sie gehörten als syrisch orthodoxe Christen der Minderheit an. Naim managte ein Kulturzenrum, Ritta war Arabisch-Lehrerin. In Österreich hofft sie, als Begleitlehrerin für Arabisch sprechende Schüler/innen oder als Dolmetscherin Arbeit zu finden. Sie spricht schon ganz gut Deutsch, hat A2-Zertifikat und wird im Jänner die Prüfung B1 machen. In Zwettl fühlen sie sich wohl, in der Pfarre haben sie auch eine religiöse Heimat gefunden.
Einreichen zum Solidaritätspreis der KirchenZeitung: www.solipreis.at