Die Erstkommunion war für Eva noch ein Fest wie für alle Kinder. Doch seither bleibt die Achtjährige in ihrer Bank sitzen, wenn die anderen zur Kommunion gehen.
„Meine Tochter sollte zur Erstkommunion eine Hostie bekommen wie alle anderen Kinder.“ Evas Mutter war überzeugt, dass wenigstens bei diesem Fest die Achtjährige nicht aus der Reihe fallen sollte. Und Frau Hanzl holte ärztlichen Rat ein. Univ.-Prof. Dr. Granditsch von der Uni-Kinderklinik in Wien unterstützte die Mutter der Zöliakiepatientin – mit zwei Einschränkungen: Die ganze glutenhaltige Hostie ist zu viel, und das nur ausnahmsweise.Denn seit bei Eva Hanzl die Getreideunverträglichkeit diagnostiziert wurde, muss sie glutenhaltige Kost meiden. Das im Weizenmehl enthaltene Klebereiweiß Gluten und ähnliche Eiweißkörper in Roggen und Gerste, Dinkel oder Hafer führen zur Schädigung der Schleimhaut ihres Dünndarms und die Nahrungsaufnahme wird dadurch gestört. Mangelzustände und eine verzögerte Entwicklung bei Kleinkindern können daraus folgen.
Hilferuf
Und in Österreich werden es immer mehr, die glutenfrei leben müssen. Kam 1979 auf 500 Personen ein Zöliakiepatient, so trifft heute schon jeden Zweihundertsten diese chronische Krankheit. „Die vollständige Kennzeichnung glutenhaltiger Bestandteile in Lebensmitteln ist vorrangiges Ziel“, sagt Hertha Deutsch, Präsidentin der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Zöliakie. Mehr Hilfe dabei wünscht sie sich auch von der Kirche. Denn eine Frage wird ihr immer wieder gestellt: Wie ist das mit dem Verzehr von Hostien? „Es wäre gut, wenn in Österreich glutenfreie Hostien erhältlich wären, die auch von der Kirche voll akzeptiert werden. Bisher sind wir immer auf das Entgegenkommen des einzelnen Priesters angewiesen“, beschreibt Hertha Deutsch die Situation.
Kelchkommunion
Ein Problem, mit dem auch Pater Raynald (69) leben muss. Seit 1985 weiß der Zisterzienser in Heiligenkreuz von seiner chronischen Krankheit. Seine Erfahrung lehrte den Priester, dass die Meinung – „das bisserl Hostie wird schon nicht schaden – ein ganz gefährlicher Irrglaube ist. Mir jedenfalls schädigt es den Darm für mindestens einen Monat.“ Auf glutenhaltige Nahrung reagiert der Ordensmann mit Darmkrämpfen und Brechdurchfall.„Da ich den Leib des Herrn nicht essen kann, bleibt mir nur das Blut Christi“, sagt P. Raynald. Seit 16 Jahren beschränkt er sich auf die Kelchkommunion. Dies ist auch allgemeine Regelung in der katholischen Kirche für Betroffene von Zöliakie. Eine Lösung, der auch Monika Burtscher für ihre Tochter Susanne zustimmt – wenn ihr ein weniger alkoholischer Ausweg jedoch lieber wäre. Für die Achtjährige kam die Diagnose erst vor sechs Wochen. Seither kämpft die Mutter nicht nur mit der Umstellung in der Küche: „Die ersten 14 Tage waren schon zum Verzweifeln. Glutenhaltig ist ja fast alles. Und Susanne hat es nicht verstanden, dass nun auch der Heiland nicht mehr in ihr Herz kommen soll. Aber unser Pfarrer hat ihr das sehr gut erklärt, dass der Heiland auch in der Kelchkommunion zu ihr kommt.“
Kind nicht ausschließen
Kindern nur Kelchkommunion zu reichen, damit kann sich auch Sr. Theresia nicht abfinden. Seit 40 Jahren bäckt die Karmelitin in Wien Hostien. Vor zehn Jahren schon scheiterte sie am glutenfreien Weizenmehl. Der Teig verstopfte die automatische Anlage. Und Österreichs größte Hostienbäckerei verfügt über keine Handeisen mehr. Gerne würde Sr. Theresia aber mithelfen, für Kinder eine Alternative zur Glutenhostie zu finden: „Sie sollten wie die anderen auch zum Tisch des Herrn gehen dürfen.“ Bis es jedoch glutenfreie Hostien gibt, wird Eva Hanzl in ihrer Bank sitzen bleiben, wenn die anderen am Sonntag zur Kommunion gehen. Nur ihre Mutter bleibt neben ihr sitzen. „Damit muss man zurecht- kommen, auch wenn es schwierig ist“, meint Evas Mutter.