Freizeit ohne Grenzen – ein Fest in Wels: Von beeindruckenden Leistungen war zu erfahren. Davon, zu welch sportlichen Erfolgen Menschen mit Handicaps fähig sind. Das Beeindruckendste aber war die Freude am Miteinander.
Ausgabe: 2015/50, Huemer, No Limits, Scheibl, Freizeit ohne Grenzen, Flying Edis
09.12.2015 - Ernst Gansinger
Union No Limits hat 20 Organisationen, die im Freizeitbereich für Menschen mit Beeinträchtigung engagiert sind, zum Herzeigen und Feiern einer Freizeit ohne Grenzen eingeladen. Zum Fest am 2. Dezember in Wels kamen 500 Menschen.
Höhen und Tiefen
Für den schwungvollen Auftakt sorgte die Welser Trommelgruppe „Le Rhy Tam Tam“. Es folgte ein Mix aus Information, Showeinlagen und Interviews. Bei diesen nannte der Geschäftsführer des Oö Zivilinvalidenverbands, DSA Michael Leitner, barrierefreies Reisen als eine der dringendsten Aufgaben. Der zweifache Paralympics-Weltmeister Oliver Dreier erzählte von seiner Lebenseinstellung, die er auch in seinem eben veröffentlichten Buch „MEIN LEBEN MIT LINKS“ vermittelt: „Alles ist möglich, wenn man es nur wirklich will!“ Dreier hatte 1999 einen Motorradunfall, bei dem ihm der rechte Arm abgerissen wurde. Mit diesem Handicap wurde er Para-Duathlon- und -Triathlon-Weltmeister. „Wer die Tiefen nicht kennt, kann die Höhen nicht schätzen“, sagt er.
Freude
Information ist wichtig, noch wichtiger sind Zeugnisse, die Mut machen. Ins Herz aber geht die Freude, mit der Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam singen, tanzen, musizieren, Akrobatik vorführen – Freizeit gestalten und genießen. – Etwa die Jongleure von St. Pius oder das Tanzprojekt der Tschampernkids Family mit den Special-Olympics-Athleten von der Lebenshilfe OÖ aus Vöcklamarkt. Sie strahlen Freude ins Publikum und zeigen vor, wie locker Gemeinschaft macht. Die Band „Prima la Feichtlgut“ heizt den Festgästen ein. Die Akrobatik-Gruppe Flying Edis zeigt vor, wie gut das Miteinander tut, sichtlich Spaß macht. So konzentriert die auf den Rollstuhl angewiesenen oder sonst beeinträchtigten und die nicht behinderten Mitglieder der Gruppe bei den verschiedenen Akrobatik-Nummern sind, so sehr steht ihnen dieser Spaß ins Gesicht geschrieben: Mitmachen können, sich bewegen, etwas miteinander leisten – das hat Sprengkraft. Es sprengt die Barrieren der Ausgrenzung. So wurde das Fest zu einer großen Botschaft, der Botschaft von der Selbstverständlichkeit des Miteinanders und der Freude daran.
Die verkehrte Furcht
Für diese Botschaft engagiert sich NO LIMITS Gründer Edi Scheibl seit mehr als 30 Jahren. Er leitet das Referat No Limits bei der Union OÖ. Das Fest übersetzte beeindruckend, was er in seinen Grußworten formulierte: „Wir wollen zeigen, was möglich ist, wenn Helfen Freude macht!“ Scheibl nannte Menschen, die wesentlich mehr besitzen wollen, als sie zum Leben in Wohlstand brauchen, „das Grundübel unseres Planeten“ und kritisierte: „Wir fürchten uns vor den Ärmsten der Armen, anstatt vor den Reichsten der Reichen.“ Er mahnte, die verdrängten Dinge wie Unvollkommenheit und Vergänglichkeit wieder hervorzuheben, weil sie uns klein, bescheiden und demütig machen.“