Pastoralassistentin: Ein Beruf, in dem sich viele Berufungen entfalten lassen
Ausgabe: 2001/19, Pastoralassistent, Claudia Hasibeder, Beruf, Berufung, Wels, ST. Josef, Zentrum für Laientheologinnen, Linz, Spiritualität, Gigleitner Alois,
08.05.2001 - Claudia Hasibeder
Claudia Hasibeder hat eine zweite Heimat gefunden: Die Pfarre, in der sie als Pastoralassistentin wirkt.
Meine Berufungsgeschichte zur Laienseelsorgerin beginnt sicherlich schon mit der Familie, in die ich hinein geboren wurde: mein Vater, der einmal Priester werden wollte und dann doch heiratete und als einer der ersten Laienreligionslehrer und später Diakon einen Platz in der Kirche als Laie suchte; meine Mutter, die fast ins Kloster gegangen wäre, wenn da nicht die Liebe zu einem Menschen dazwischen gekommen wäre. So bin ich in einer Atmosphäre aufgewachsen, wo Glaube, Gebet, Liturgie, pfarrliches und soziales Engagement einfach eine Selbstverständlichkeit waren und Pfarre zum Lebensraum und zur „zweiten Heimat“ wurde.Mit 17 Jahren musste ich im Rahmen einer Deutschschularbeit meinen „Traumberuf“ beschreiben. Ich weiß noch den ersten Satz: „Mein Traumberuf ist eine Kombination von Arzt – Priester – Psychologe – und Hexe!“ (Meine Urgroßmutter war eine anerkannte heilkundige Frau, die man „Kräuterhexe“ nannte. Sie war sehr gläubig.)
Da vier meiner sieben Geschwister schon Theologie studierten, wusste ich, dass das zwar die Richtung war, die ich wollte, ich suchte aber doch nach etwas anderem. Im Seminar für kirchliche Berufe fand ich dann eine Ausbildung, die viele Studienrichtungen kombiniert und zur Pastoralassistentin und Jugendleiterin (damals auch noch zur Sozialarbeiterin) ausbildet. Seit zehn Jahren arbeite ich nun als Pastoralassistentin in der Pfarre Wels, St. Josef. Pfarre als Lebensraum und Ort des Miteinander-Glaubens einladend zu gestalten, ist mir sehr wichtig geworden. Mitten in unserem Leben können wir Gott entdecken. Mit uns ist er unterwegs, seine göttliche Kraft begabt und beseelt uns. Von ihr können wir uns leiten lassen, uns gemeinsam aufmachen, um unser Leben bewusst nach unserem christlichen Menschenbild zu gestalten.Neben der Begleitung der verschiedenen Frauengruppen in unserer Pfarre und ihren Aktivitäten, einem Kinderchor, der Bibelauslegung gestalte ich mit dem Kinderliturgiekreis Gottesdienste für Kinder. Ein besonderes Anliegen sind mir die regelmäßige Frauenliturgie, die Gruppen und Feste, die Familienrunden …
Neben meinem Beruf der Pastoralassistentin haben sich noch eine ganze Reihe anderer „Berufungen“ entfaltet: Referentin für Erwachsenenbildung, Exerzitien und geistliche Assistentin in der Katholischen Frauenbewegung.Herzstück meiner ganzen Tätigkeit als Laienseelsorgerin ist für mich die „geistliche Begleitung“! Seit vielen Jahren biete ich wie viele andere diese spezielle Form des Gespräches für Menschen an, die Sehnsucht nach Spiritualität haben oder die sich in einer verwirrenden Lebenssituation der spirituellen Herausforderung stellen wollen. Diese Form des Gespräches ist keine Therapie; aber sich der Kraft des heiligen Geistes bewusst zu werden, sich Gott zu stellen, ist eine Erfahrung, die „in die Weite“ führt. Vielleicht wird diese Form der Lebensbegleitung einmal zu einem anerkannten neuen geistlichen Beruf?
Kommentar
Berufung wird zum Beruf
Wie es einen Mangel an Priestern und Ordensleuten gibt, gibt es derzeit auch zu wenige Laien-Seelorger/innen. Auch wenn die Leitung der Eucharistie in der katholischen Kirche Priestern vorbehalten ist, tragen Laien dennoch zum Aufbau der christlichen Gemeinde wesentlich bei. Nicht allein schon ihre berufliche Qualifikation, sondern die spezielle Beauftragung durch die Kirche macht sie zu Seelsorgern/innen. Die Begleitung von Menchen eröffnet ein breites Berufsfeld: als Jugendleiter/innen, Pastoralassistenten/innen, in der Krankenseelsorge, im Religionsunterricht, in Forschung und Lehre. Sie arbeiten in der Kirche, sie sind zugleich Repräsentanten der Kirche. Auch für Laien gilt: Ihr Leben ist zugleich die Botschaft. Je mehr sich Wort und Tat mit dem decken, was sie leben, desto glaubwürdiger ist ihr Zeugnis.
Konkret:
Kirchliche Berufe
Für viele kirchliche Berufe schafft das Studium der Theologie an einer Theologischen Fakultät die Basis. Auch das Haus für kirchliche Berufe in Wien bildet für den pastoralen Dienst aus. LaientheologInnenseelsorger begleiten die Studierenden auf ihrem Weg, auch auf die Berufsentscheidung hin. Solche Zentren gibt es in Wien, Salzburg, Graz und Innsbruck.