Wenn PR-Manager und Journalisten die Bedeutung einer Person im öffentlichen Leben ermessen wollen, stellen sie gerne eine einfache Rechnung an: Sie überprüfen, wie oft der Betreffende in den Medien vorkommt. Eine vergleichbare Rechnung haben auch schon Theologen in Bezug auf die dritte göttliche Person, den Heiligen Geist, angestellt. Sie haben in Bibliotheken katholischer Einrichtungen Bücher über den Heiligen Geist gezählt. Das Ergebnis fällt äußerst mager aus und erinnert an eine Geschichte aus dem Rautal, südlich von Bruneck in Südtirol: In einem Dorf haben die Leute dem Pfarrer nicht mehr gefolgt. Da beschließt er, am nächsten Sonntag über den Heiligen Geist zu predigen. Während der Predigt sollte der Mesner die Taube durch ein Loch im Gewölbe der Pfarrkirche herunterfliegen lassen. Die Predigt neigt sich schon dem Ende zu. Doch der Vogel kommt nicht. Da schreit der Pfarrer hinauf in den Dachboden der Pfarrkirche: „Petrus, send den Geist!“ Da schreit der Mesner vom Loch herunter: „Den hat die Katz gefressen!“ Was für eine Blamage: Mit bestem Vorsatz tritt der Pfarrer an das Ambo, möchte das Geheimnis des Heiligen Geistes erschließen – und dann kommt er nicht. Ausgerechnet eine Katze verhindert, dass sich der Kirchenmann vor der Pfarrgemeinde mit dem Attribut göttlicher Weisheit umgibt. Die Taube war für die Katz. Wer weiß: Vielleicht handelte sie in höherem Auftrag, weil sie verhinderte, dass eine Botschaft mit göttlichem Anspruch versehen wird, obwohl sie diese gar nicht verdient. Nicht wir sollen den Heiligen Geist führen, sondern der Heilige Geist uns (dasselbe gilt selbstverständlich auch für die geistliche Feder …).Im Johannes-Evangelium heißt es: „Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat … Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14, 24. 26) Jesus stellt uns den Heiligen Geist als Macht der Erinnerung vor Augen. Einen Hinweis auf die Bedeutung der Erinnerung liefert die christliche Bilderwelt. Als Zeichen dafür, dass Gott bei Menschen eintreten will, erscheint meist die Taube des Heiligen Geistes. Erinnerung ist jene Macht, die den Menschen nach innen führt. Wer sich gerne erinnert, lebt versöhnt mit der Vergangenheit und schaut vertrauensvoll in die Zukunft. Er ist offen für Überraschungen wie Gott, der sich nicht halten lässt, uns zu begegnen – jeden Tag neu, in den Menschen um uns, in den Augenblicken der Verlassenheit und der Auferstehung.