Ein ganz normaler Jugendleiter-Alltag. Manchmal frage ich mich, ob ich als Jugendleiter überhaupt zufrieden wäre, liefe alles „einfach und normal“ dahin. Der Beruf ist sehr vielseitig. Von der Organisation verschiedenster Veranstaltungen und Aktionen bis zur Begleitung einzelner junger Menschen ist fast alles drin: 6. Dezember 2000, 19 Uhr: „Männer kochen für lebendige Beziehungen“: Zwölf Burschen treffen sich in der Küche einer Wohnung. Zwei schneiden das Rindfleisch, sechs schälen die Zwiebeln, zwei junge Männer waschen die Erdäpfel, zwei weitere setzen Wasser auf. Ich kümmere mich um den Getränkenachschub. Wir kochen zwölf Liter Gulaschsuppe.Am 8. Dezember verkaufen wir das Gulasch an die Messbesucher/innen. Der Erlös wird einem Verein zur Unterstützung von Frauenanliegen und Familienförderung übergeben.
16. Mai 2001, 17.45 Uhr: Jugendtreff. Ich sitze mit Daniel (15) und Rachmed (16) auf der Parkbank vor dem Jugendtreff. Rachmed jammert über seine Schulsituation. Sie haben ihn beim Rauchen erwischt, wollen nun seinen Vater sprechen. Rachmeds Vater weiß noch nichts davon und wird es auch nie erfahren, hoffentlich …Meine ersten Kontakte mit der Jugendarbeit hatte ich in der ehrenamtlichen Gruppenleiterzeit in meiner Heimatpfarre. Nach meiner Ausbildung zum Religionslehrer vor drei Jahren, habe ich beschlossen mich ganz der Jugendarbeit zu widmen. Mich fasziniert die Person Jesu und seine Art, den Menschen zu begegnen. „Lebensbejahend“ war er. Für mich ist dieses Wort zum Leitfaden geworden.
Für Menschen auf der Suche
Jung sein heißt, sich zurechtfinden zu müssen in der Unmenge an Lebensvorschlägen. Das ist eine große Herausforderung. Für die Menschen auf der Suche möchte ich Seelsorger sein. Manche Erwachsene formulieren Erwartungen, die die Jugendlichen zum Objekt machen: Jugendliche sollen das Pfarrleben, die Tradition aufrechterhalten und den Kirchenraum füllen …Wenn Jugendliche Subjekt sind, interessieren mich ihre Neugierden, ihre Träume, ihre Ängste und ihre Talente.Wenn ich nicht gerade Jugendliche begleite, wird organisiert und moderiert. Einen so großen Bereich wie ein Dekanat mit Informationen zu versorgen und gleichzeitig Ansprechperson für so viele unterschiedliche Bedürfnisse zu sein, erfordert ein hohes Maß an Selbstständigkeit. In jugendrelevanten Problemfeldern zumindest über eine Grundinformation zu verfügen, Ansprechpersonen etwa in der Jugendsozialhilfe kennen zu lernen, sind genauso Teile meiner Arbeit wie das Sichten und Erstellen von Behelfen. Im diesem Spannungsfeld nicht auf die „Ernährung“ der eigenen Spiritualität zu vergessen, fällt oft nicht leicht.
Wenn ich mir selbst Raum gebe zum Atmen, fällt es mir um vieles leichter die Luft anzuhalten, wenn mich junge Menschen wieder zum Staunen bringen.
Jugendleiter/inAbsolvent/innen der Theologie oder des Seminars für Kirchliche Berufe können sich auf Jugendarbeit spezialisieren. Im Herbst 2001 startet ein neuer Berufseinführungskurs. Auch Leute, die keine pädagogisch-theologische Vorbildung mitbringen, können einsteigen. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung, mehrjähriges ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit.
Kontakt: Andreas Kaltseis und Sepp Hölzl, Abteilung Pastorale Berufe, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz. Tel. 07 32/76 10-33 26, E-Mail: andreas.kaltseis@dioezese-linz.at