Gemeinschaft und Gebet machen mein Leben reich – sagt der Priester und Ordensmann P. Reinhold Dessl vom Stift Wilhering:
„Als was hast du dich heute verkleidet?", fragte mich ein Kindergartenkind, als ich am Aschermittwoch im Ordenskleid zur Spendung des Aschenkreuzes in den Kindergarten gekommen war. Einen Tag vorher hatte mich dasselbe Kind als Zaungast bei einem Faschingszug entdeckt. Einige Stunden später: Nach der wöchentlichen Messe im Gemeindealtenheim fragt mich regelmäßig ein Bewohner, was ich denn heute am Abend noch auf dem Programm habe. Erst nachdem ich es ihm gesagt habe, darf ich heimgehen. Irgendwo dazwischen: eine Autofahrt mit Polyschülern im Rahmen eines Projekts des Religionsunterrichts. Einer meiner Schüler sagt mir dabei, dass er eigentlich schon an Gott glaube, aber dass ich Verständnis haben müsse, wenn ich ihn am Sonntag nicht so oft in der Kirche sehe. Das sind nur einige Blitzlichter aus alltäglichen Begegnungen, die ich als Kaplan immer wieder erlebe. Mir wird dabei immer wieder bewusst, wie vielfältig und abwechslungsreich mein Beruf ist: Begegnungen mit Jungen und Älteren, Begleitungsgespräche und Gespräche auf der Straße, wo mir Menschen von ihren Freuden und Sorgen erzählen, Teilhabe an Freud und Leid bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen …
Immer wieder neu
Wenn ich nachdenke, wie ich zu meinem Beruf und meiner Berufung gekommen bin, dann waren es eigentlich auch vielfältige Begegnungen, die mich geprägt haben. Aufgewachsen bin ich in einer Pfarre des Stiftes Wilhering und habe so von Anfang an Kontakt zu Patres des Klosters gehabt. Verstärkt wurde diese Verbindung durch den Besuch des Stiftsgymnasiums. In der Oberstufe war ich Mitglied einer Jugendgruppe, die vom jetzigen Abt Gottfried Hemmelmaier geleitet wurde; gemeinsame Unternehmungen, aber auch die Beschäftigung mit Bibel und Gebet bereicherten mein Leben. Nach der Matura 1980 bin ich in Wilhering „hängen geblieben“. Es folgten das Noviziat, Theologiestudium, Ewige Profess und Priesterweihe.
Trotz aller „Abschlüsse“ erlebe ich mich immer wieder als „Anfänger“ im geistlichen Leben. Ich sehe es als meine Aufgabe, mein eigenes geistliches Leben immer wieder neu zu vertiefen, um in der Vielfältigkeit der Begegnungen und Aufgaben den tragenden Grund und die Begegnung mit Jesus nicht zu vergessen. Die Ausbildung in Geistlicher Begleitung war hier eine Hilfe.
Tankstelle für Jugend
Obwohl ich in der Pfarre wohne, ist es mir wichtig, regelmäßigen Kontakt mit den Mitbrüdern zu halten. Ein fixer Treffpunkt sind für uns neben den Kapitelsitzungen z. B. die Namenstage der Mitbrüder (momentan sind wir 31), wo wir uns entweder im Stift oder im jeweiligen Pfarrhof treffen. Seit einiger Zeit versuchen wir auch, in „Konventgesprächen“ über wichtige Aspekte unseres Lebens ins Gespräch zu kommen. Das Kloster bietet sich zudem als Rückzugsort an, wo man einmal ungestört sein kann.
Eine besondere Freude für mich ist es, dass das spirituelle Jugendzentrum „Aufbruch“ mit Mag. Heinz Purrer und Sr. Antonia Maria Huber sich in unserem Kloster in den ehemaligen Internatsräumen eingenistet hat. Ich sehe es als kleines Stück meiner Berufung an, Bindeglied zwischen dem Stift und dem Aufbruchteam zu sein und bin froh, dass inzwischen eine ganze Reihe von Jugendlichen aus meiner Pfarre an Veranstaltungen teilnehmen. Für viele Jugendliche ist Wilhering zu einer Art Tankstelle in ihrem Leben geworden.
Kommentar:
Was drinnensteckt
Im Rahmen der Reihe „Berufung entdecken“ sind Menschen zu Wort gekommen, die ihre Berufung als Christen in verschiedensten Diensten verwirklichen. Die Berufung zum Priesteramt ist mit dem Sakrament der Priesterweihe verknüpft. Dieser Mensch selbst wird nun zum Zeichen der Gegenwart Christi. Er ist hineingestellt in die christliche Gemeinde. Sein Dienst ist es, das Wort Gottes zu verkündigen und es in das Leben der Menschen hinein zu übersetzen. In der Feier der Eucharistie kommt am dichtesten zum Ausdruck, worum es bei der Berufung zum Priesteramt geht. Der Priester versammelt die Menschen um den Tisch Christi. Hier geschieht jetzt schon, was Glaubende in der Gemeinschaft mit Christus erleben werden. Die Sorge um das Reich Gottes ist konkreten Menschen anvertraut.
Konkret:
Ausbildung zum Priesterberuf
Über den Weg zum Priesterberuf informiert man sich am besten im diözesanen Priesterseminar.
Als „Zentrum für geistliche Berufe“ informiert das „Canisiuswerk“ über die verschiedenen Möglichkeiten zu geistlichen Berufen. Linzer Priesterseminar, Harrachstraße 7, 4020 Linz, Tel. 0732-76 10/77 12 05-0Canisiuswerk, Stephansplatz 6, 1010 Wien.