Bild: Der bosnische Pfarrer Zvonko Brezovski (von links) mit Sr. Gottlieba Ebenhofer, Sr. Hildburg Radinger und Adi Hohensinn vor dem Fertigteil-Büro der Voest in Linz, das bald in Banja Luka wieder aufgestellt und als Betreuungszentrum dienen wird.
Am Anfang stand die Betreuung der Flüchtlinge, dann kam die Bosnienhilfe und nun geht sie selbst nach Bosnien: Sr. Hildburg Radinger übersiedelt gemeinsam mit einer Mitschwester in eine Pfarre bei Banja Luka.
Hinter dem komplizierten Namen „Fachausschuss Flüchtlingshilfe der Pfarren Steinerkirchen/Fischlham“ verbirgt sich eine handvoll unkomplizierter Menschen. Dazu gehört auch die Benediktinerin Sr. Hildburg. Jahrelang hat sie gemeinsam mit der Gruppe Hilfstransporte in das ehemalige Jugoslawien organisiert und Sachspenden überbracht. Nun geht sie selbst als „Spende“ nach Bosnien. Für die Ordensgemeinschaft der Steinerkirchner Benediktinerinnen in Zeiten des Schwesternmangels eine mutige Entscheidung: Sr. Hildburg und die aus Rechberg bei Perg stammende Sr. Gottlieba Ebenhofer werden ab Ende Oktober in der Pfarre Presnace am Stadtrand von Banja Luka leben.
Presnace erlitt im Bosnienkrieg 1995 dasselbe Schicksal wie dutzende andere Orte auch: die Kirche von den Serben angezündet und dann gesprengt, Pfarrer und Pastoralassistentin verbrannten mit dem Gebäude, die kroatische Bevölkerung – rund 2.000 Leute – wurde vertrieben. Nun gilt es einen Neuanfang zu setzen. Doch das ist schwer.In einem Großteil der Häuser leben serbische Familien, selbst Flüchtlinge, die nicht wissen, wohin sie gehen sollen. Erst 170 ehemalige Bewohner von Presnace konnten in ihre Häuser zurückkehren. Mit ihnen ist auch der junge Pfarrer Zvonko Brezovski gekommen und hat begonnen die Kirche wieder aufzubauen. „Es macht den Menschen Mut, wenn sie sehen, dass die Kirche einen neuen Anfang setzt“, erzählt der Priester in perfektem Deutsch.
Die neuen Wege Gottes
Er freut sich natürlich, dass die Schwestern zu ihm kommen: „Als Österreicherinnen sind sie nicht vom Krieg belastet und haben einen unvoreingenommeneren Zugang zu allen Nationalitäten. Vielleicht ist es Gottes Plan, dass wir mit Hilfe der Schwestern neue Wege zu den Menschen entdecken, nicht nur zu den Katholiken.“ Der Geistliche stellt die Grundlagen seiner Arbeit klar: Nationalitäten sind unwichtig, die Kirche ist für alle Notleidenden da. Und von denen gibt es genug.Nach einem halben Jahr, in dem die beiden Schwestern die Landessprache lernen, werden sie sich besonders um die Armen annehmen. Pfarrer Brezovski denkt vor allem an die alten Menschen, denen der Krieg die Familie geraubt hat. Aber der agile Priester könnte sich auch die Errichtung eines Hauswirtschafts-Lehrganges für junge Frauen vorstellen.
Nicht missionieren
Für das Schulgebäude wäre jedenfalls schon gesorgt. Die Voest Alpine Industrieanlagenbau hat dem pensionierten Voestler und Bosnien-Aktivisten Adi Hohensinn ein Fertigteil-Bürogebäude mit 1800 m2 Grundfläche geschenkt. Transport nach Bosnien inklusive. Zur Zeit arbeitet Pfarrer Brezovski gerade mit einem Trupp Jugendlicher in Linz daran, das Gebäude zu zerlegen. Unterstützt werden sie dabei von Helfern aus der Pfarre Steyregg und von Soldaten der Kaserne Hörsching. Ein Teil der Baracken wird in Presnace aufgestellt und die Arbeitsstätte für die beiden Steinerkirchener Schwestern sein. Sr. Hildburg zum geplanten Einsatz: „Wir werden die Probleme Bosniens nicht lösen. Die Anwesenheit von zwei Frauen aus dem ,Wirtschafts-Wunderland‘ Österreich ist aber für die Menschen ein Zeichen der Hoffnung. Und das wollen wir sein“.