„Leben ist Vielfalt“ lautet das Motto der Österreichischen Pastoraltagung, die diese Woche in Salzburg stattfindet. Amani Abuzahra, eine der Vortragenden, hat dazu einen besonderen persönlichen Zugang.
Ausgabe: 2016/01, Abuzahra, Pastoraltagung,
04.01.2016 - Heinz Niederleitner
Die 32-Jährige ist Dozentin am Privaten Studiengang für das Lehramt für Islamische Religion an Pflichtschulen in Wien. Dieser wird in die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems organisatorisch eingegliedert. Für Abuzahra, die neben dem Philosophiestudium auch den Masterlehrgang für interkulturelle Studien in Salzburg absolviert hat, ist dieses Miteinander nichts Neues. Die junge Muslimin, die aus Amstetten (NÖ) stammt, hat einen katholischen Kindergarten und eine katholische Volksschule besucht. „Das war eine Bereicherung: Ich habe das Christentum im Alltag erlebt und die Klassenkolleg/innen haben durch mich etwas über den Islam erfahren. Da ging es zum Beispiel um die Frage: Wie beten Christen, wie beten Muslime? Das war gelebte Vielfalt, ohne etwas künstlich erzeugen zu müssen.“
Wer bin ich?
Wissenschaftlich hat Abuzahra sich mit dem Thema in ihrem Buch „Kulturelle Identität in einer multikulturellen Gesellschaft“ auseinandergesetzt. „Es geht um die Frage: Wer bin ich in einer vielfältigen Welt“, sagt die frühere Vorsitzende des Vereins „Junge Musliminnen Österreich“. Auf diese Vielfalt müsse man sich nicht nur persönlich einstellen, sondern dies zum Beispiel im Schulunterricht berücksichtigen. Wenn man in seiner eigenen Identität gefestigt ist – ob als Christ, Muslim oder religionsloser Mensch –, sei man tendenziell weniger vom vermeintlich Fremden verunsichert. Übt man gegenseitig Kritik, dann sei wichtig, dass dies auf Augenhöhe geschehe. Laut Abuzahra fehlt heute eine „Kultur der Stille“, die das Nachdenken über sich und andere ermöglicht. Dass muslimische Mitbürger zu Österreich gehören, wie das Kardinal Christoph Schönborn jüngst sagte, ist für sie selbstverständlich. Weise aber jemand anderer darauf hin, könne das in Zeiten, in denen friedliche Muslime vor dem Hintergrund der „IS“-Untaten auf Ablehnung stoßen, hilfreich sein.