Mit dem Christkönigssonntag endet das Kirchenjahr – um mit dem ersten Adventsonntag erneut zu beginnen. Mit der Reihe „LebensZeiten“ begleitet die Kirchenzeitung durch das Jahr.
Man kann nicht das ganze Jahr Weihnachten feiern. Ostern ein ganzes Jahr wäre auch nicht auszuhalten. – Die Botschaft von Weihnachten ist jedoch im Sommer genauso bedeutsam und die österliche Auferstehung ist während des sonstigen Jahres auch nicht außer Kraft. Weil aber ein Mensch mit seiner beschränkten Fassungkraft nicht die ganze Wahrheit auf einmal fassen kann, gilt es schrittweise vorzugehen. Eins nach dem anderen. Der Manager macht es so und auch der Therapeut, wenn er in schwieriger Lage Übersicht gewinnen will: Also, betrachte man die Dinge der Reihe nach. Theologisch ist man da beim Kirchenjahr.
Als Hilfe zum Erfassen und Nachdenken ist das Kirchenjahr gemeint. Ein Kalender, der hilft! Es geht ums Besinnen und ums Einüben – und es geht ums Feiern. Was wichtig ist, wird gefeiert. Und was man gefeiert hat, behält man besser im Gedächtnis. Es geht in Fleisch und Blut.
Eine Betrachtungshilfe ist das Kirchenjahr. Wer einsteigt und mitfeiert, erlebt so etwas wie einen Grundkurs des Glaubens. Keine Angst. Es ist nicht ein Kurs jener frommen Art, die sich vom Leben ausklinkt. Er führt und stellt mitten ins Leben hinein.
Die schier unglaubliche Geschichte Gottes mit den Menschen wird in einen Kalender übertragen – um der Reihe nach die Fülle zu erspüren. Und in dieses Nach-Bedenken der Geschichte Gottes mit den Menschen ist umgekehrt auch die Erfahrungsgeschichte der Menschen mit Gott hineingewoben: Wie Menschen Gott erfahren haben, wie sie seinem Anspruch gefolgt sind, wie sie so zum bedenkenswerten Beispiel für andere geworden sind. Solche Menschen sind in diesem Kirchenkalender eigens vermerkt. Heilige und Selige.
Und man denke da bloß nicht an farblose Gestalten, die sich lediglich durch den Winkel der Kopfneigung unterscheiden. Eine phantasielose Kunstrichtung hat dieses Zerrbild der Heiligen gezeichnet. Markante Gestalten sind es: Sturschädel, die das Blut manch Mächtiger in Rage bringen konnten! Und Liebhaberinnen wie jene Elisabeth, die nicht die Härte aufbrachte, die Armen von der Schlosstür abzuweisen. Gerade vor einer Woche hat die Kirche sich ihrer erinnert.
Zur Sache:
So entstand das Kirchenjahr
Das Kirchenjahr ist keine christliche Erfindung. Auch das Judentum hat den Kreis seiner Feste. Vor allem hat es die Grundstruktur des siebenten Tages, den Sabbat. Zwar beginnt das Kirchenjahr seit dem 10. oder 11. Jahrhundert mit dem Advent, doch hat es seinen Anfang bei der Erfahrung von Ostern genommen. Christus ist für uns gestorben und auferstanden. Der Ostermorgen wurde von den frühen Christen in der Feier des Sonntags begangen, erst später hat man Ostern im Jahresrhythmus gefeiert. Um das Osterfest herum entwickelte sich das Kirchenjahr, Ostern ist somit die tragende Säule des Kirchenjahres, sein Hauptmotiv sozusagen. Es wird also nicht einfach nur das Leben Jesus von Anfang bis zum Ende nacherzählt.
Zwei große Festkreise gliedern das Kirchenjahr: Der Osterfestkreis mit der Fastenzeit als Vorbereitungszeit und dem festlichen Ausklang zu Pfingsten. Der zweite Festkreis ist der Weihnachtsfestkreis mit dem Advent als Vorbereitungszeit und dem Ausklang am Sonntag nach Erscheinung des Herrn. Zwischen den Festkreisen liegt die „Zeit im Jahreskreis“. Diese Festkreise und die „Zeit im Jahreskreis“ nennt man das „Herrenjahr“ oder „Temporale“. Dazu kommt der Festkalender der Heiligen, das Sanctionale“. Es gibt Heiligenfeste, die weltweit gefeiert werden, andere werden nur in einer Region begangen – die Diözesanheiligen beispielsweise. Fiele ein Heiligenfest auf einen Sonntag, so entfällt es im betreffenden Jahr. Selbst bekannte Heilige müssen da zurückstehen. Beim Martinsfest – dem 11. November – war es heuer so. Die „Herrenfeste“, bei denen Christus selbst in der Mitte steht, haben den Vorrang.
LebensZeiten – Eine Reihe zum Kirchenjahr
Ein Jahr mit Matthäus
Das Evangelium des Matthäus wird im bevorstehenden Kirchenjahr an den Sonntagen gelesen. Matthäus wirkte unter Juden. Ihnen wollte er zeigen: Auf diesen Jesus ist Verlass. Er kommt ja aus der Linie des David – und dieser von Abraham. Bis heute springt das Evangelium des Matthäus den Menschen förmlich an: Frappierende Handlungsmöglichkeiten eröffnen sich etwa in der „Bergpredigt“ mit ihren Seligpreisungen. Und dann das Weltgericht: „Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan! “ Am Ende des Evangeliums steht der Auftrag des Auferstanden: Geht hinaus zu den Völkern! Christen können es in der Gewissheit tun: „Ich bin bei euch alle Tage – bis ans Ende.“