Heinz-Peter Vorderderfler aus der Pfarre Treffling will als Blinder den Gottesdienste aktiv mitgestalten. Der begeisterte Chorsänger freut sich, dass es für den Österreich-Teil des Gotteslobs seit Kurzem eine digitale Braille-Version gibt.
Es ist eine der berühmtesten Wundergeschichten aus der Bibel: Bartimäus, der erblindete Bettler, sitzt am Weg. Jesus kommt vorbei, heilt Bartimäus. Der Bettler kann wieder sehen. Vor seiner Wundertat hat Jesus – so berichtet es der Evangelist Markus – Bartimäus noch gefragt: „Was willst du, was soll ich dir tun?“ Für Heinz-Peter Vorderderfler, 49 Jahre alt und von Geburt an blind, ist das die wichtigste Aussage der Bibelstelle. Der Blick von Jesus auf die Bedürfnisse des Blinden, auf das Machbare. „Man muss sich mit den Dingen, die begrenzt sind, abfinden. Aber es gibt für Blinde heute einiges, das das Leben erleichtert“, sagt Heinz-Peter Vorderderfler, der als Schreibkraft beim Landesschulrat Oberösterreich arbeitet. Der zweifache Familienvater aus Treffling erweitert seine persönlichen Grenzen nicht zuletzt dank der technischen Innovationen. Dazu zählt er zum Beispiel die Sprachsteuerung seines Handys. Moderne Smartphones haben dieses Werkzeug serienmäßig eingebaut, ermöglichen Blinden die einfache Steuerung ihrer Handys. „Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, was alles möglich wird?“, meint Heinz-Peter Vorderderfler.
Blindenschrift am Display
Viele Wunder der Technik werden schnell alltäglich. Das gilt auch für eine technische Entwicklung, die für sein Glaubensleben eine besondere Rolle spielt. Der Tenor-Sänger, Mitglied in vier Chören, kann die Kirchenlieder auf seinem tragbaren Computer digital speichern. Auf dem Display werden die Blindenzeichen dynamisch durch kleine Stifte angezeigt. Praktisch für die Chorproben und für die sonntäglichen Gottesdienste. Rechtzeitig vor dem Wochenende schickt ihm die Pfarre Treffling ein Mail mit dem Messprogramm. Heinz-Peter Vorderderfler kann sich am E-Book schon zurechtlegen, welche Lieder gesungen werden. Während des Gottesdienstes ruft er die richtigen Lieder in Sekundenschnelle auf. Er weiß, was er zu singen hat. Glücklich ist Heinz-Peter Vorderderfler, dass er pünktlich zu Weihnachten seine Liedersammlung um den Österreich-Teil des Gotteslobs erweitern konnte. Wieder ein Stückchen mehr Freiheit. Oder eine Begrenzung weniger.