Bild: Guter Start für das Seelsorgeteam Pergkirchen am vergangenen Sonntag: 1. Reihe (v. l.) Anton Wahlmüller , Marianne Tauber, Emery Mutshaka Mbumba, Sr. Michaela Schreiner mit PGR-Obmann-Stv. Christine Wollhofen. 2. Reihe: Franz Bauernfeind, Bischofsvikar Willi Vieböck, Dechant Johann Zauner, PGR-Obmann Franz Lettner und Josef Weichselbaumer vom Pastoralamt.
Foto: Bernhard Leitner
Der Mangel nicht nur an Priestern, sondern generell an hauptamtlichen Seelsorger/innen führte zu einer innovativen Entwicklung im Dekanat Molln: Engagierte Laien nehmen als Grundbeauftragte Teilbereiche der Seelsorge wahr.
Vergangenen Sonntag, 9 Uhr, Pergkirchen im Mühlviertel: Dechant Johann Zauner setzt Emery Mutshaka Mbumba als neuen Pfarrprovisor ein. Aber was geschieht dann? Seitens des Pfarrgemeinderates werden vier Personen als Seelsorgeteam beauftragt. Eine Premiere!
Dahinter steckt ein seit mehreren Jahren im Dekanat Molln entwickeltes neues Konzept der Pfarrleitung. In Pfarren, die keinen eigenen hauptamtlichen Seelsorger mehr haben oder deren Seelsorger mehrere Pfarren zu betreuen hat, nehmen Grundbeauftragte Teilbereiche der Seelsorge wahr: Der Liturgiebeauftragte übernimmt zum Beispiel die Messgestaltungen. Der Diakoniebeauftragte organisiert Caritas- und Sozialarbeit in der Pfarre, Krankenbesuche und Entwicklungshilfe. Der Verkündigungsbeauftragte koordiniert u.a. den Firmunterricht. Als Anlaufstelle und Koordinationspunkt der gesamten Seelsorge dient der Gemeinschaftsbeauftragte (Koinonia). Die Entscheidung, was und wie viel er delegiert, sowie ein Vetorecht liegen aber beim zuständigen Pfarrer.
Engpass bei der Pfarrleitung
Dass das Konzept im Dekanat Molln entwickelt wurde, ist kein Zufall. Personelle wie finanzielle Engpässe waren schon vor einiger Zeit abzusehen. „Wir haben festgestellt: Es besteht Handlungsbedarf“, erzählt Regionsdiakon Carlo Neuhuber. Im Laufe der nächsten Jahre werden für die sieben Pfarren des Dekanats nur mehr drei, höchstens vier Priester und eineinhalb Pastoralassistentenstellen zur Verfügung stehen. Die folge wäre eine Überlastung bei den Seelsorgern und eine Not der Gemeinden, die nur mitbetreut werden könnten. „Es kann nicht die ganze Seelsorge sein, dass am Sonntag eine Messe stattfindet und geschaut wird, dass es nirgends hereinregnet“, unterstreicht Neuhuber. „Ziel ist, die Ganzheit der Seelsorge zu erhalten“, pflichtet Josef Weichselbaumer bei, der seitens der Diözese am Projekt beteiligt ist.
Zum Konzept gehört auch eine mehrteilige Schulung der Grundbeauftragten, die derzeit im Gange ist. Während sich die Grundbeauftragten des Dekanats Molln in einer schrittweisen Umstellung befinden, hat sich der Pfarrgemeinderat Pergkirchen zur Übernahme des Konzeptes entschlossen. Auf Grund der dringenden Situation geht Pergkirchen nun voran. „Wir wollen unsere Pfarrgemeinde lebendig halten – auch ohne fixen Priester“, begründet Anton Wahlmüller, Gemeinschaftsbeauftragter, das Engagement in Pergkirchen. Im „Zivilberuf“ arbeitet er in der Landesbaudirektion. Auch Provisor Emery Mutshaka Mbumba ist zuversichtlich, dass das Experiment positive Wirkung erzielen wird.
In den nächsten Jahren wird es für die beteiligten Pfarren eine Begleitung geben. Das Konzept wird weiterentwickelt. Einstweilen gelten für die Pfarren kontrollierte Ausnahmeregelungen vom PGR-Statut. Eines ist Carlo Neuhuber (im Bild links) sehr wichtig: „Das Konzept ist aus der Not heraus entwickelt und steht nicht im Widerspruch dazu, weiter um geistliche Berufungen zu beten.“