P. Joseph Saghbini ist Pfarrer in der Nähe der Stadt Sidon im schiitisch dominierten Süden des Libanon. Der Mönch der melkitischen Kirche sprach in der Stadtpfarre Linz über sein Heimatland, das eine Million syrische Flüchtlinge aufgenommen hat.
Ausgabe: 2016/07, Libanon, Saghbini
17.02.2016 - Kampenhuber/J. W.
Was er sich von den Christen in Europa erhofft, wurde P. Joseph Saghbini gefragt. „Als Erstes euer Verständnis – für das, was in unseren Ländern passiert, dann euer Gebet. Wir bleiben als Christen im Gebet verbunden. Auch ihr braucht unser Gebet. Weiters rechnen wir mit eurem Kommen“, so der Mönch des Basilianer-Salvatorianer-Ordens: „Wir sind eine Minderheit im großen Meer des Islam. Es bestärkt uns, wenn ihr uns besucht. Der Libanon ist ein wunderschönes Land, und man kann ihn sicher bereisen. Schließlich, wenn euch das möglich ist, sind wir für finanzielle Hilfe dankbar.“ Auf die Frage, wie im Nahen Osten Frieden werden könnte, antwortete P. Saghbini: „Unsere Hauptforderung lautet: Die großen Mächte sollen uns lassen. Sie sollen aufhören, kleine, schwache Länder für ihre Zwecke auszunutzen. Wesentlich wird sein, wie sich die großen Machtverhältnisse verschieben. Die Vormachtstellung der USA ist nicht mehr so eindeutig wie früher. Es gibt Anzeichen für eine friedliche Entwicklung. Die Amerikaner, die eigentlich an allen Fronten gescheitert sind, sollen längere Zeit keine Kriege mehr führen. In die Friedensbemühungen sind alle regionalen Mächte, vor allem der Iran, mit einzubeziehen.“ Der libanesische Priester spricht auch an, was in letzter Zeit in den Medien kaum zur Sprache kam: „Eine Quelle des Unfriedens bleibt offen: Kann es in Israel Frieden geben?“ Den islamischen Staat (IS) sieht er nüchtern: „Mir scheint, dass die Bedeutung des IS von den Medien überschätzt wird. Solange die Terrorkrieger von Mächten wie Saudi-Arabien und Katar mit Geld und Waffen unterstützt werden, sind sie da. Wird die Finanzierung unterbrochen, haben sie kein Blut mehr, und man kann sie bekämpfen.“