„Was würde Jesus tun?“ Das katholische Jugendhaus Schacherhof verlegt das Musical Jesus Christ Superstar in die Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen Flüchtlingskrise, Klimawandel und Kapitalismuskritik.
Ausgabe: 2016/08, Musical Jesus Christ Superstar, Schacherhof
23.02.2016 - Paul Stütz
Groß-Musikprojekte sind zur Visitenkarte des Schacherhofs in Seitenstetten (Bezirk Amstetten) geworden. Alle zwei Jahre bringen junge Talente Musicals mit meist gesellschaftskritischem Anspruch auf die Bühne. Heuer kann sich das Schacherhof-Team einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Nach einigen Jahren konnten endlich die Laientheaterrechte für das Rock-Musical „Jesus Christ“ gesichert werden. Im März kommt es in der Mostviertelhalle in Haag zur Aufführung.
Turbulente Tage
„Die Geschichte ist topaktuell“, sagt Michael Burghofer, Leiter des Schacherhofs: „Jesus hat sich damals gegen das System aufgelehnt. Wir haben uns bei der Umsetzung gefragt: Gegen was wollen wir rebellieren, was soll sich ändern?“ Das Stück von Andrew Lloyd Webber aus den 1970er-Jahren wurde dementsprechend aktualisiert. Die letzten sieben Tage Jesu, die er in Gegenwart von Punks in einem Vorort verbringt, sind sehr turbulent. „Jesus Christ Superstar“ in der Schacherhof-Version dreht sich um Umweltverschmutzung, Krieg, Klimawandel und Kapitalismus. Durch das Stück würden sich viele junge Leute intensiv mit der Bibel beschäftigen, die Proben seien von Begeisterung und Enthusiasmus getragen, meint Schacherhof-Leiter Michael Burghofer. Die insgesamt 70 Jugendlichen aus Ober- und Niederösterreich, die sich an der Produktion beteiligen, sind 14 bis 37 Jahre alt. Versierte Profis mit Bühnenerfahrung haben die tragenden Rollen inne. Dafür hat der Schacherhof heuer eigens ein Casting veranstaltet. Daneben können sich Neueinsteiger im großen Chor ausprobieren. Franziska Reitner vom Schacherhof-Team sagt dazu: „Jeder kann seine Talente einbringen und jeder hat das Gefühl, zu etwas Besonderem beizutragen.“ Musical „Jesus Christ Superstar“, Haag, Mostviertelhalle, 18., 19. März 2016 um 19.30 Uhr, 20. März 2016: 16 Uhr, Eintrittskarten und Info: www.schacherhof.at
Jesus, Judas und Maria im Gespräch mit der KirchenZeitung:
Maria schwamm gegen den Strom
Über die Rolle ... Maria Magdalena hat das Frauenbild von damals gebrochen. Sie war stark, ist gegen den Strom geschwommen, hat Jesus beraten. Das könnte ein Grund sein, wieso sie von Zeitgenossen ziemlich negativ gesehen worden ist. Was sich ändern sollte ... Die Menschen müssen bei sich selbst Frieden schaffen. Die Leute gehen krank in die Arbeit und vergessen ihre Hobbys. Wer aber selbst seine Träume verwirklicht, dem geht es mit sich selber gut. Das ist die Voraussetzung, um mit anderen gut umzugehen. Elke Pum, 28, Darstellerin der Maria Magdalena
Uns sind die Tränen gekommen
Über die Rolle ... Judas taugt mir zum Singen, so bin ich zur Rolle gekommen. Ich bin eigentlich nicht der aggressive Typ, das habe ich lernen müssen durch die Proben. Ich denke, Judas sollte von Maria Magdalena wissen, wie sie wirklich ist, dass Jesus wohl die Kraft ausgehen würde, wenn sie ihn nicht unterstüzen würde. Das Musical ist sehr emotional, bei den Proben sind uns drei Hauptdarstellern schon einmal die Tränen gekommen. Was sich ändern sollte ... Judas hat einen Sinn für die Armen. Das sollten wir in der Gesellschaft auch wieder entdecken.
Lukas Riel, 15, Darsteller des Judas
Jesus greifbar machen
Über die Rolle ... In „Jesus Christ Superstar“ wird Jesus greifbarer und in seiner Menschlichkeit mit positiven und negativen Fassetten gezeigt. Judas und Maria Magdalena sind die wichtigsten Menschen für ihn. Doch sind sie manchmal überfordert und von ihren Emotionen geleitet. Was sich ändern sollte ... Ich lese gerade „Dorian Gray“ von Oscar Wilde, der sagt: „Das Ziel des Lebens ist Selbstentfaltung. Seine eigene Natur vollständig zu verwirklichen – das ist es, wozu jeder von uns da ist.“ Das ist doch einmal eine hoffnungsvolle Ansage.
Tobias Samuel Resch, 19, Darsteller Jesu