Kommentare von Walter Achleitner und Hans Baumgartner
Null Toleranz – Nur Extrawürste?
Ausgabe: 2002/51, Kommentar, Nur Extrawürste?, Null Toleranz
17.12.2002
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Null Toleranz
Quasi täglich werden in Boston weitere Details über den Missbrauch von Kindern durch Priester serviert. Schon im Juli hatten die US-Bischöfe sich für eine „null Toleranz“ ausgesprochen. Jedoch waren damit bisher einzelne Täter gemeint, und nicht jene Mitwisser, die das Vertuschen und Verschleiern erst möglich gemacht hatten. Mit dem Rücktritt von Bostons Erzbischof Kardinal Bernard Law, der seit langem gefordert worden war, räumt der Vatikan erstmals das Recht der Gläubigen ein auf „null Toleranz“ bei Entscheidungsträgern. Nun gilt es in einer der größten US-Diözesen noch eine weitere heikle Frage zu klären: Rom muss es gestatten, ob die bisher auch wirtschaftlich gut gestellte Diözese Boston in Konkurs gehen darf. Ein Finanztrick, um den Entschädigungszahlungen der Opfer zu entgehen? Doch das würde ein Argument bestärken, es sei „wichtiger, die Kirche zu beschützen als die Kinder“. Und die Opfer würden damit ein weiteres Mal missbraucht.
Walter Achleitner
Nur Extrawürste?
Österreich soll sich mit seinen Sonderwünschen hintanstellen. Extrawürste würden keine ausgegeben. Die EU-Gewaltigen, angeführt von Deutschland, hatten keine Lust, Österreichs Wunsch, die Verlängerung der Transitregelung und die europäische Absicherung für das mit Tschechien vereinbarte Temelin-Sicherheitspaket in den Erweiterungspakt hineinzunehmen. Kaltschnäuzig wurde darüber hinweggegangen, dass diese Fragen elementare Lebensinteressen vieler Österreicher/-innen betreffen und in einem engen Zusammenhang mit der Erweiterung stehen. Wer so mit den berechtigten Anliegen der Menschen umgeht, stellt die Weichen zu einem neuen Europa falsch.