Menschen leben in einer bedrohenden Situation. Gott wandelt die Lage zum Guten.
Das Dorf D. war ein ganz normales Dorf. Tiefe Feindschaften gab es nicht, dennoch war – besonders in einem bestimmten Ortsteil – jedes Haus für sich allein. Nach dem Motto: „Wir brauchen niemanden, wir kommen alleine zurecht“ wollte keiner mit den anderen mehr zu tun haben als unbedingt nötig. Wahrscheinlich traute sich auch niemand, einen Anfang zu machen, einmal eine Nachbarsfamilie einzuladen. Im Dorf D. besteht keine gute Gemeinschaft. Es gibt allerdings in den Beziehungen und im Leben der Menschen noch sehr viel tiefere Störungen. Von einer fast tödlichen Vergiftung einer Gemeinschaft in einem ansonsten guten Wohnort spricht eine Begebenheit, die vom Propheten Elischa im 2. Buch der Könige (2,19-22) überliefert ist (siehe Kasten!).
Der Geist Gottes
Elischa, der aus bäuerlich-ländlichem Milieu stammt, wird der bedeutendste Schüler des Propheten Elija im 9. Jahrhundert v. Chr. Als Elija die Zeit seines Todes herannahen fühlt, will er alleine sterben. Zweimal versucht Elija, Elischa zurückzuschicken und auch beim dritten Mal, als Elija über den Jordan geht, verlässt Elischa seinen Meister nicht. Über den Kopf Elischas hinweg wird Elija in einem feurigen Wagen mit feurigen Pferden zum Himmel emporgetragen. Elischa ist nun der neue Vorsteher der Prophetenschule und tritt in die Fußstapfen seines geistlichen Vaters Elija. Als äußeres Zeichen dafür hebt Elischa den Mantel des Propheten auf, teilt mit ihm das Wasser des Jordan, geht über den Jordan zurück zu den Schülern, die erkennen: Der Geist Gottes und der Geist Elijas ruhen auf ihm. Ziemlich schnell ist Elischa herausgefordert. Die Männer der Stadt Jericho kommen zu ihm. Obwohl man in Jericho ansonsten gut leben könne, verursacht ungesundes Wasser Krankheiten und Fehlgeburten. So schildern die Männer von Jericho ihre Not und erwarten Hilfe von Elischa. Elischa verlangt eine neue Schüssel, sie sollen Salz in sie schütten. Neues soll beginnen. Salz war früher eines der wenigen Mittel, um etwas frisch zu halten. Elischa wirft das Salz aus der neuen Schüssel in das Wasser der Quelle und spricht die Worte Gottes: „Ich mache dieses Wasser gesund.“ Das Wasser ist wieder zur Quelle des Lebens geworden, die Gemeinschaft kann daraus leben. In der Gesundung des Wassers können wir einen Wandlungsprozess der Gemeinschaft sehen. Die Menschen in Jericho hätten aus eigener Kraft diese Wandlung nicht vollziehen können. Darum haben sie Hilfe von außen geholt, bei Elischa. Sein Name bedeutet: „Gott hat geholfen“. Gott wurde zum Spender lebendigen Wassers.Das kühle, distanzierte Klima im Dorf D. hat sich im Lauf der letzten Jahre verändert. Die jungen Leute – manche von ihnen sind zugezogen – leben eine nette Nachbarschaft und pflegen nicht nur in Form eines jährlichen Straßenfestes ihre Gemeinschaft.
Kraft aus dem Gebet
Gemeinschaften, deren Quellen vergiftet sind, brauchen Hilfe von außen. Dass solche Hilfe mit dem Gebet zu tun hat, finden wir bei der Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom. Auch angesichts schrecklichster Probleme geben sie nicht auf, so konnten sie z. B. im Bürgerkrieg in Mozambique vor zehn Jahren helfen, Frieden zu stiften. Sant’Egidio ist eine Gemeinschaft, die ganz wunderbare Dinge zustande bringt und man fragt sich, wie das möglich ist. Sie machen kein Geheimnis daraus, dass sie ihre Kraft aus dem täglichen gemeinsamen Gebet schöpfen.