Grein: Ehemaliges Kloster ist seit zehn Jahren Haus St. Antonius
Ausgabe: 2003/18, St. Antonius, Grein, Gruber, Kloster
30.04.2003 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
„Das Leben als Pilgerweg des Vertrauens auf Gott hin zu verstehen“ – In diesem Satz ist für Leopold Gruber zusam-mengefasst, was sein Leben prägt und was er im Haus St. Antonius weitergeben möchte.
Vertrauen ist für Leopold Gruber keine Phrase. Bei einem Besuch der Brüdergemeinschaft von Taizé erschloss ihm das Wort einen neuen Horizont. „Wäre das Vertrauen des Herzens aller Dinge Anfang, du würdest im Leben sehr weit kommen“, sagte Frere Roger Schutz, der Prior der Gemeinschaft. Seither konnte sich Gruber, inzwischen geistlicher Leiter des Hauses St. Antonius, schon oftmals von der Wahrheit dieses Wortes überzeugen. Und noch häufiger wurde er ohne sein Zutun überzeugt.
Vor allem als er 1990 als Kooperator nach Grein kam. Das Bezirksgericht war aus dem ehemalige Franziskanerkloster ausgezogen und das Gebäude stand in desolatem Zustand leer. Da setzte sich in ihm die Idee fest, das ehemalige Kloster wieder zu einem geistlichen Haus zu machen: Zu einem Ort, wo Menschen ihre Quellen entdecken und Vertrauen für ihren Pilgerweg zu Gott schöpfen können.
Die Vision war das eine, die Realität das andere: Wie konnte sich ein Kooperator mit seinem Gehalt ein Kloster leisten? Ordensgemeinschaften, Laien und Priester schlossen sich im Verein Pilgerweg des Vertrauens zusammen und kauften das Gebäude um vier Millionen Schilling. Am 20. April 1993 übernahm der Verein das Haus und steckte nochmals über zehn Millionen in die Renovierung, bis Bischof Maximilian Aichern das Haus 1997 einweihen konnte. Die Bevölkerung aus Grein leistete zur Erneuerung 40.000 freiwillige Arbeitstunden. Für Gruber erfüllte das Haus seit dem Tag des Kaufs seine Funktion als geistlicher Ort: „Als erstes habe ich eine Kopie des Kreuzes von Taizé in die Baustelle getragen.“ Trotz allen Ärgers, den ein Umbau mit sich bringt, waren die Jahre wertvoll: „Wir haben soviele Schätze in den Menschen entdeckt, die geholfen haben. Jeder Mensch hat etwas in sich, wo er wächst.“
Viele Änderungen hatten in den vergangenen Jahrhunderten den ursprünglichen Raumplan des Klosters zerstört. Aus Mönchzellen wurden Gerichtsstuben, aus der Kirche Gefängniszellen. Nun wurde der urspüngliche Sinn des Gebäudes wieder hergestellt – für den Kooperator ein Symbol, das die Zielsetzung des Hauses zeigt: „Den Menschen zu helfen, dass sie aus ihrer Entfremdung zu ihrer ursprünglichen Bestimmung finden, zu Friede, Freude und letztlich zu Gott.“
Das vorbildlich renovierte Haus St. Antonius bietet heute die Möglichkeit zum Mitleben in der kleinen Hausgemeinschaft, zu geistlicher Begleitung, zu Exerzitien und zum Auftanken. „Wir möchten ein Ort sein, wo Menschen zu ihren Lebens- und Glaubensquellen finden können und so voll Vertrauen ihren Weg zu Gott gehen können.“ Neben der Leitung des Hauses St. Antonius ist Gruber noch als Kurat in Grein und als Provisor von Klam verpflichtet: „Von unseren personellen Resourcen her können wir sagen, dass wir ausgelastet sind.“
Finanziell steht das Haus auf drei Standbeinen: Die Hauptsäule ist – wie könnte es anders sein – das Vertrauen in die Vorsehung, die sich in den Spenden zeigt. Dazu kommen die Einnahmen von den Kursen und die Erlöse aus dem Verkauf von geistlicher Literatur, Kreuzen und Kerzen.