Mit 17 machte Karl Mittendorfer Exerzitien. Das Leben nahm eine Wendung.
Eigentlich sollte Karl Bauer werden. Fünf Mädchen, ein Bub. Auf dem Bauernhof Mittendorfer in Meggenhofen wäre das nahe liegend gewesen. Der Vater – so hat man ihm später erzählt – hat vor lauter Freude getanzt, als der Bub auf die Welt kam. Am 28. Juni wird Karl Mittendorfer im Linzer Dom zum Priester geweiht, zusammen mit drei Karmeliten und einem weiteren Weltpriesterkandidaten. Die Landwirtschaft, das hätte dem jugendlichen Karl damals durchaus auch gefallen. So absolvierte er die Landwirtschaftliche Fachschule in Lambach. Doch da waren noch andere Stimmen, die ihn fragen ließen: „Ist das das Richtige für mich? Ist es alles?“ Karl war 17, als er im Exerzitienhaus Subiaco in Kremsmünster Einkehrtage mitmachte. „Dein Glaube muss noch wachsen“, hat ihm der Priester damals gesagt. „Gut, der Glaube muss immer wachsen“, fand er den Rat des Geistlichen fast ein wenig banal – und er stimmte ihn doch nachdenklich. Da stieß Karl auf den Priester Franz Haidinger – und machte ein Glaubensseminar mit. Aus der zunächst unbestimmten Frage: Ist das das Richtige für mich? trat die Freude. „Ich habe die Freude im Glauben erlebt“, erzählt Karl Mittendorfer. Tiefer erfasste der Glaube das Leben. Auch Unsicherheiten oder „Wunden“ ließen sich in diesem Glauben annehmen. Der frühere Rat des Priesters war nicht verkehrt. Im Leben des jungen Mannes formte sich eine neue Linie, gewann immer mehr an Konturen. Vorerst ging es mit dem „normalen“ Lauf weiter. Der Zivildienst stand an. Die Musik gab Karl besonders viel, er begann mit dem Orgelspiel. Als die jüngere Schwester die Pflichtschule fertig hatte, gab sie in der Familie ihren Berufswunsch bekannt. Schneiderin wollte sie werden. „Da war es auch für mich Zeit, auszupacken“, erzählt Karl. Karl wollte weiter lernen. Er kam an das Aufbaugymnasium in Horn. Fünf Jahre waren es bis zur Matura. Es war kein automatisch vorgezeichneter, aber doch ein innerer Weg, der ihn schließlich ins Linzer Priesterseminar führte. Wie Karl ursprünglich von zu Hause weg wollte, um seinen ganz eigenen Weg zu finden, so verließ er nun ein zweites Mal seine lieb gewordene Heimat. Fünf Jahre studierte Karl Mittendorfer in Rom Theologie. Die Entscheidung für den Priesterberuf festigte sich zu einen endgültigen Ja. Nicht nur in der Feier der Liturgie, für das Leben der Menschen selbst möchte er sein Leben einsetzen.„Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Dieser Vers aus Psalm 33 kommt Karl Mittendorfer immer wieder in den Sinn. Die Freude am Glauben ist zum Grundthema seines Lebens geworden – und zur Quelle. Es ist – so formuliert er es – „die erste Liebe in meinem Leben“, zu der er auch in schwierigen Phasen immer wieder zurückzukehren hofft. Am 28. Juni ist Priesterweihe. Eine harte Herausforderung muss die Familie Mittendorfer seit Monaten tragen: Der Vater ist schwer erkrankt. Das anzunehmen ist schwer.
Wort an mich
Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat
Psalm 103 begleitet Karl Mittendorfer von Jugend an durch das Leben.
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt, der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt, der dich dein Leben lang mit seinen Gaben sättigt; wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert. Der Herr vollbringt Taten des Heiles, Recht verschafft er allen Bedrängten. Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit. Er hat Mose seine Wege kundgetan, den Kindern Israels seine Werke. Der Herr ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte.