Europa muss eine Festung werden, heisst es. Schlagzeilen in manchen Medien unterstützen diese Ansicht. Es ist Zeit, sich freundzuschämen, meint KirchenZeitungs-Redakteur Ernst Gansinger in seinem Unter Uns.
Ausgabe: 2016/12
22.03.2016 - Ernst Gansinger
Aus Europa muss eine Festung werden, wiederholte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ihre Meinung in der ORF-Pressestunde am Palmsonntag. Vizekanzler Mitterlehner lobte Ungarns Premier Orban für seine Zaun-Politik. – „Schöne“ Themen vor Ostern: Zäune, Festungen, Schotten dicht – lauten die Botschaften. – „Geht hin in alle Welt“ ist nicht mehr möglich. Europa sagt: Bleibt daheim, ihr stört uns! Zwei Millionen Syrer sind in den Libanon geflohen, in ein Land mit kleinerer Fläche als Oberösterreich. Was wäre, würde der Libanon auch an einer Festung bauen? Zudem: Das Innenministerium will um den Betrag, den Hifsorganisationen für die Flüchtlingsarbeit an Spenden erhalten haben, ihre Zahlungen an diese kürzen. Es stören uns auch Bettler. Der Linzer Bürgermeister will ein Bettelverbot durchsetzen. Es ist Zeit, sich freundzuschämen. Ich schäme mich für die Stimmung im Land. Da hab ich derzeit viel zu schämen. Etwa für die Schlagzeilen in Massenmedien. Zum Schämen sind auch Stammtisch-Diskurse zur unchristlichen Verteidigung des „christlichen Abendlands“. Und Politiker, die dem Stammtisch mit Festungs-Parolen zuwinken. Sie müssten wissen, was eine Festung ist: eine militärische Wehranlage. – Europa macht mobil gegen Schutzbedürftige!