Die Zeit der Ostereier ist vorbei. Übrig geblieben sind die Schalen. Sie werden entsorgt, vielleicht kompostiert.Was sonst sollte man damit tun? Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Manchen Menschen ergeht es, als wären sie bloß noch Schale. Geachtet waren sie, wichtige Funktionen hatten sie inne, man baute auf ihre Ideen, schätzte ihre Arbeit, mochte sie, lud sie ein. Immer gab es etwas zu tun. Und jetzt: Die Falten des Alters fühlen sich an wie Risse in der Schale des Eies.
Unbeachtet und ungeachtet fühlen sie sich, brüchig und – leer. Als wäre nichts übrig geblieben. „Es ist nichts mehr“, seufzen sie dann. Ein Schmerz steht am Ende.
Es gibt Menschen, bei denen sich zum Schmerz tiefe Freude gesellt, sodass er nicht Oberhand gewinnt. Ja, es ist Zeit sich zu freuen, weil selbständig geworden ist, was man so lange gehütet hat – die Kinder.
Weil aufgegangen ist, was man geleistet hat.
Schalen müssen nicht das Symbol des Zerbrechens sein. Mehr noch stehen sie für Erfüllung. Lass es gut sein. Du musst nicht mehr. Es gibt alte Menschen, die diese eine Aufgabe so verblüffend darstellen: Sie sind zu Hüterinnen und Hütern der Freude geworden – sodass sie nicht ausstirbt im Getriebe der Welt.