Die Herausforderungen des Terrorismus, wie wir ihn in Brüssel und zuvor in Ankara und Paris erlebt haben, sind zunächst sicherheitspolitischer Natur: Im Rahmen demokratischer Möglichkeiten müssen die Behörden alles tun, um künftige Anschläge zu verhindern. Dazu gehört, Schuldige zu fassen und nach dem Gesetz zu bestrafen. Es gibt aber noch eine andere Herausforderung. Denn neben dem Gebet für die Opfer des Terrors und ihre Angehörigen, das an erster Stelle steht, geht es der Kirche auch um die Täter: „Wir hören nicht auf, für die Täter zu beten“, schrieb zum Beispiel der Passauer Bischof Stefan Oster. Das ist sehr viel verlangt. Aber das Beten auch für die Täter gehört zur Nachfolge Jesu.
Hilfreich kann sein, sich vor Augen zu führen, warum diese Herausforderung auch für uns selbst sinnvoll ist: Angesichts des Bösen, das die konkreten Opfer, aber auch uns als Gesellschaft trifft, sind wir in Gefahr, langfristig entweder zu verzweifeln oder zu verrohen. Für die Täter zu beten, bewahrt uns vor der Versuchung, ihnen mit Menschenverachtung zu begegnen, so wie sie das tun. Indem wir das vermeiden, schützen wir unsere Werte.
Und das Beten baut darauf, dass generell ein Erkennen des Verbrechens und ein Ausbrechen aus der Verblendung möglich ist. Das ist auch die Hoffnung, dass sich Extremisten vor geplanten Anschlägen besinnen und umkehren.