Selbstvertrauen ist der Schlüssel zu einem guten Leben. Das vermitteln Edvana Gjashta und Majlinda Saliaj vor allem albanischen Frauen. In der Beratungsstelle „Le Donne“ in Linz gelingt Integrationsarbeit auf sehr persönliche Weise.
Die junge Frau hatte nur einen Koffer bei sich, als Majlinda Saliaj sie vom Bahnhof abholte. Die Frau war von ihrem Mann verstoßen und aus der Wohnung geworfen worden. Also organisierte Majlinda Saliaj einen Schlafplatz bei einer Freundin, später einen Arbeitsplatz und gab der Frau eines mit auf den Weg in ihr neues Leben: Selbstvertrauen.
Selbstvertrauen vermitteln
„Unser Ziel ist nicht, alle Probleme zu lösen, sondern Selbstvertrauen zu vermitteln“, sagen Majlinda Saliaj und Edvana Gjashta in ihrem Büro im Linzer Volkshaus Kandlheim. Sie haben 2011 den Verein Albanische Frauenbewegung gegründet. Mit der Beratungsstelle „Le Donne“ möchten sie Frauen, die aus Albanien, Mazedonien, Tschetschenien, der Türkei oder einem anderen Land nach Österreich gekommen sind, in Notsituationen beistehen. Das sind Zwangsheirat, körperliche oder seelische Gewalt in der Beziehung, die erfolglose Suche nach einer Arbeit oder die Unterdrückung nach dem Muster alter Rollenbilder. Denn Frauen aus Albanien haben meist eine gute Ausbildung, meint Majlinda Saliaj – sie selbst hat an der Universität in Shkodra studiert –, doch Albanerinnen, die in Mazedonien oder im Kosovo aufgewachsen sind, haben oft nach der Pflichtschule geheiratet und sich dann ihrem Mann untergeordnet. Ihre eigenen Bedürfnisse zurückzunehmen, das geben sie an ihre Töchter weiter. Deshalb freuen sich die beiden Obfrauen der Frauenbewegungsgruppe, wenn Mädchen zu ihnen in die Beratungsstelle kommen. „Sie gehen zwei Mal zu einem Vorstellungsgespräch, hören, dass sie nicht gut genug Deutsch können, und bleiben dann zu Hause“, sagt Majlinda Saliaj. Das wollen sie und Edvana Gjashta nicht gelten lassen. Sie wollen den Mädchen Vorbild sein. Allein schon durch ihre Körperhaltung. Aufrecht stehen und dem Gegenüber ohne Furcht ins Gesicht zu blicken, ist so wichtig wie Bildung. Davon sind die beiden Frauen nicht nur überzeugt. Das leben sie selbst.
Hilfe zur Integration
Schon lange vor der Vereinsgründung wurden die Freundinnen um Rat gefragt. Dass sie selbst von Albanien nach Österreich gingen, mit ihrer Arbeit ihre Familien erhalten konnten und jede Gelegenheit nutzten, sich weiterzubilden und am gesellschaftlichen Leben eines zuerst noch fremden Landes teilzunehmen, das flößt den zugewanderten Frauen Vertrauen ein. Edvana Gjashta macht zurzeit eine psychotherapeutische Ausbildung. Majlinda Saliaj studierte Sozialpädagogik. Sie nehmen den Auftrag, den sie sich selbst gegeben haben, sehr ernst. Sie wollen Frauen nicht nur Kontaktmöglichkeiten bieten und beim Gang zu Behörden und in die Schulen ihrer Kinder begleiten, sondern vor allem bei ihrer Integration in Oberösterreich. Dabei erleben sie auch Enttäuschungen.
Keine finanzielle Unterstützung
„Alles, was wir leisten, ist ehrenamtlich und oft finanziert mit unserem eigenen Geld“, sagen Edvana Gjashta und Majlinda Saliaj. Sie veranstalten Vorträge und Symposien, laden zu Konzerten oder zur jährlichen Befreiungsfeier im Konzentrationslager Mauthausen, bei der auch Albanien vertreten ist. Edvana Gjashta sitzt im Integrationsbeirat der Stadt Linz. Immer wieder suchen sie für ihre Akivitäten um finanzielle Unterstützung an. Bisher ohne Erfolg. Es wäre schon hilfreich, wenigstens eine Studentin oder einen Studenten für die regelmäßigen Deutschkurse bezahlen zu können, meinen die beiden Frauen. Mit einem fühlen sie sich aber reich belohnt: Wenn sie sehen, dass ihr Engagement Früchte trägt. Die Frau, die von ihrem Mann verstoßen wurde, kommt gern zu den Veranstaltungen. Schön gekleidet und selbstbewusst. www.albanischefrauenbewegung.org