Die neue „Poetikdozentur“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien startet ab 19. April mit einer namhaften Autorin: Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff wird zum Verhältnis zwischen Literatur und Religion referieren.
Ausgabe: 2016/15, Lewitscharoff, Kritik
12.04.2016 - Susanne Huber
Für ihr schriftstellerisches Schaffen – vor allem Romane, Erzählungen und Essays – ist die deutsche Autorin Sibylle Lewitscharoff (61) schon zahlreich ausgezeichnet worden, u. a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis“ (1998) oder dem Georg-Büchner-Preis (2013). Die Literatur übte schon in ihrer Jugendzeit Faszination auf sie aus. Das schriftstellerische Arbeiten begann die gebürtige Stuttgarterin, die Religionswissenschaft in Berlin studierte, zunächst neben ihrer Arbeit als Buchhalterin in der Agentur ihres Bruders. Ihren ersten Prosaband („36 Gerechte“) veröffentlichte Sibylle Lewitscharoff 1994, freie Autorin ist sie seit Beginn der 2000er Jahre.
Scharfe Kritik
Ihre Großmutter, „der einzige Mensch, den ich herzinnig liebte“, war für sie religiös prägend. Vor einem Jesus, „wie ihn meine Großmutter mir übermittelt hat, habe ich mich nie gefürchtet. Jesus war mein Beschützer. Ich war ein braves Kind und betete gern, was meine Eltern eher komisch fanden, weil sie sich von religiösen Angelegenheiten fernhielten. Aber die Großmutter war der anerkannt gute Geist in unserem Haus, und die Eltern ließen sie gewähren“, sagt sie in den „Dresdner Reden 2014“. Passagen dieser Rede, in der sie u. a. auf Themen wie künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft einging, lösten heftige Kritik aus („Das gegenwärtige Fortpflanzungsgemurkse erscheint mir derart widerwärtig, dass ich sogar geneigt bin, Kinder, die auf solch abartigen Wegen entstanden sind, als Halbwesen anzusehen.“). Ein paar Monate später erklärte sie, sie habe das „mit zwei, drei sehr dummen, sehr aggressiven Sätzen selbst verbockt.“