Mit Stoffen zu arbeiten ist eine Leidenschaft von Ingeborg König-Janda. Von Ballkleidern bis zu Messkleidern hat sie vieles selbst entworfen und genäht.
Die Steyrerin Ingeborg König- Janda ist eine von dreißig Frauen, die zur Gruppe „Steyr Quilt“ gehört. Das Arbeiten mit Stoffen, das gemeinsame Gespräch über die neu geschaffenen Textilien verbindet die Frauen. Wie kommt man aber dazu „privat“ Messkleider zu gestalten?
Mit der Kirche war König-Janda immer „verbandelt“, wie sie sagt. In den 80er Jahren arbeitete sie als Referentin für Ehe- und Familienbildung und engagierte sich für das Kath. Bildungswerk sowie die Frauenbewegung. 1994 kam sie zufällig ins Gespräch mit dem damaligen Regens des Priesterseminars Dr. Hubert Puchberger. Dass Priesterkleider oft in Richtung Phantasielosigkeit gehen und als Stiefkinder behandelt würden, darüber waren sich die beiden schnell einig. Es dauerte nicht lang und König-Janga hatte – ungeplant – ihren ersten Auftrag in der Tasche: ein Vespermantel für das Linzer Priesterseminar. Vier weitere Messkleider, u. a. für die Pfarren Christkindl und Steyr-Resthof, folgten.
Das Arbeiten mit Stoffen ist König-Jandas Beruf: Die heute 67- jährige absolvierte in den 60er Jahren eine Ausbildung zur Gewerbelehrerin, es folgte die Meisterprüfung in Wien. Anschließend unterrichtete sie in Wien, Hallein und Linz.Nach der Heirat zog die junge Lehrerin 1966 nach Steyr und blieb dann bei ihren Kindern Elisabeth, Michael und Magdalena zu Hause. „Das Textile hat mich aber nie losgelassen“, sagt König-Janda rückblickend. Sie fand ein breites Betätigungsfeld im Ändern und Kreieren von originellen Kinderkleidern bis zum Ballkleid für die Töchter. Der Flohmarkt bot sich als Frundgrube für interessante Stoffe an.
Messkleid: „Bibel der Armen“
Vom Stoffeinkauf, Zuschneiden, Nähen bis zum Liefern machte die Textilkünstlerin für die Messkleider aus Seide alles selbst, meist am Boden im häuslichen Wohnzimmer knieend. Eine körperlich sehr anstrengende Arbeit, die sie heute nicht mehr leisten kann. „Das Arbeiten an den Messkleidern entwickelte sich zu einer richtigen Leidenschaft, die mir sehr viel Freude machte.“Bis zu 300 Arbeitsstunden sind für ein Messkleid zu veranschlagen. Die Materialkosten liegen zwischen 700 und 1.000 E.
„Für mich ist ein Messkleid wie ein Festkleid – wie die „Bibel der Armen“, die Szenen aus der Bibel in Bildern darstellt. Das Messkleid rückt nicht die Person des Priesters in den Vordergrund, sondern vermittelt eine Botschaft“, beschreibt König-Janda ihre Sicht. Die Farben, Stoffe und Symbole für die Messkleider sind bewusst gewählt. Etwa das Kreuz: „Das Kreuz ist für mich kein Element der Behübschung. Es ist Symbol des Kampfes und der Auseinandersetzung mit mir selbst, mit der Welt.“
An den Messkleidern arbeitete sie oft nachts: „Da war ich mit mir und der großen Welt allein.“ Wenn König-Janda nicht weiterwusste, half ein Spaziergang, die Stille der Nacht, das Gebet: „Das Gehen macht frei, öffnet Raum für neue Gedanken.“ In den letzten Jahren gestaltete sie verschiedene Textilarbeiten in Patchwork- bzw. Quilttechnik. „Ich hätte gerne mehr Messkleider gemacht. Das Interesse dafür war damals noch nicht so vorhanden“, meint König-Janda und fügt an: „Wenn ich heute gesundheitlich noch könnte, würde ich gerne liturgische Gewänder für Frauen nähen.“Arbeiten von Ingeborg König-Janda, u. a. auch drei Messkleider, sind nun in der Ausstellung „stichhaltig“ der Gruppe „Steyr Quilt“ zu sehen.
„stichhaltig“, Eröffnung: 4. März, 19 Uhr, Schlossgalerie, Blumauergasse 4, Steyr. Dauer: bis 21. März 2004.