Mit Papst Franziskus hat die Kirche neue Faszinationskraft gewonnen. 140 Pilgerinnen und Pilger erlebten das bei der Rom-Wallfahrt der KirchenZeitung vom 10. bis 14. April im Heiligen Jahr.
Bayern München gegen Benfica. So lautete die Paarung um den Aufstieg in das Halbfinale der europäischen Champions-League am Mittwoch, 13. April in Lissabon.
Ein anderer Schauplatz, am selben Tag: der Petersplatz in Rom. Da braucht es keine „Millionentruppe“, um den Platz zu füllen. Seit drei Jahren ist es so, Woche für Woche. Wieder sind rund 50.000 Menschen auf dem Petersplatz versammelt. Sie kommen aus aller Welt und wollen an der Generalaudienz von Papst Franziskus teilnehmen. Eigentlich eine schlichte Zeremonie: zuerst die Fahrt durch die Menge, die Begrüßung verschiedener Gruppen, eine Schriftlesung, übersetzt in mehrere Sprachen. Dann die Ansprache des Papstes, wieder zusammengefasst in mehrere Sprachen. Mitten drinnen: 140 Pilgerinnen und Pilger aus Oberösterreich, die mit der KirchenZeitung und mit Bischof Manfred Scheuer für fünf Tage nach Rom gekommen sind. Auch eine Gruppe von 45 Pilger/innen aus Ried im Innkreis ist da. Es ist eine spannende Zeit. Erst in der Woche zuvor hat Franziskus sein Resümee zur Familiensynode veröffentlichen lassen. Drei Tage später wird er auf die Flüchtlingsinsel Lesbos aufbrechen. Heute ist er für die 50.000 da – auf dem Petersplatz. Um die Berufung des Zöllners Matthäus geht es in der Schriftlesung. „Gott will keine religiöse Fassaden, sondern Menschen, die aus der Tiefe des Herzens die Gebote achten“, lautet seine zentrale Aussage, denn „ohne ein reuiges Herz bleibt unser religiöses Tun hohl“.
Die Kraft der Zärtlichkeit
Was der Impuls des Papstes bedeutet, wird beim Besuch bei der Gemeinschaft Sant’Egidio in der Kirche von Santa Maria Trastevere deutlich. In diesem Stadtteil am anderen Tiberufer lebten die ersten Christen Roms, die über den hier gelegenen Hafen ankamen. Der Generalsekretär der Gemeinschaft Cesare Zucconi erzählte vom sozialen Engagement der Laiengemeinschaft etwa für die Obdachlosen Roms, aber auch von den Friedensvermittlungen durch die Gemeinschaft in schwierigen Konfliktgebieten der Welt. „Das Wort Gottes schickt uns zu den Armen“, betonte Cesare Zucconi. Der Geist des Evangeliums und die Freundschaft zu den Armen verbinden die Gemeinschaft mit den Anliegen des Papstes. Zurzeit organisiert die Gemeinschaft die legale Zuwanderung von Flüchtlingen direkt aus Syrien. Auf dem Fresko in der Apsis der Kirche umarmt Jesus Maria. „Zärtlichkeit kann viel verändern“, ist Zucconi überzeugt. Der Abend in Trastevere wurde mit dem gemeinsamen Abendgebet mit der Gemeinschaft abgeschlossen.
Bewegende Orte
Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit führte die Pilgerreise der KirchenZeitung in die Hauptkirchen Roms, in denen die Heiligen Pforten in diesem Jahr geöffnet sind. Viele waren zum ersten Mal in Rom. Überwältigend die reiche Fülle der Eindrücke – etwa beim Gang durch die Katakomben von San Sebastiano, wo auch die frühen Christen Roms bestattet liegen, oder die Grabstelle des hl. Paulus in St. Paul vor den Mauern. An die strengen Sicherheitskontrollen gilt es sich zu gewöhnen.
Ein besonders schöner Ort ist die Borghese-Kapelle in der Kirche Santa Maria Maggiore. Papst Franziskus kam gleich nach seiner Wahl zum Papst hierher, um vor der Marienikone zu beten. Auch vor und nach jeder Auslandsreise stattet er hier Maria seinen Besuch ab. Bischof Scheuer hält eine meditative Predigt über „Maria vom guten Rat“. Ihr Rat ist Jesus selber. An ihn soll man sich halten. „Es braucht ein Vertrautwerden mit dem Evangelium, um den guten Rat Jesu im Leben zu vernehmen.“
Den Abschlussgottesdienst feierten die Pilger im Petersdom, ganz vorne unter dem Heiligen-Geist-Fenster. Bischof Scheuer erinnerte an das Konzil. Er ermutigte zur Begegnung bis hin zu denen, die der Kirche nicht gut gesinnt sind. Gott erscheint an den Wegkreuzungen, an den Orten, die uns nicht vertraut sind, an denen wir uns nicht auf Sicherheiten stützen können. Im Sinne von Papst Franziskus betonte er: „Es braucht eine Kirche, die keine Angst hat, in die Nacht dieser Menschen hineinzugehen.“
Übrigens: Benfica gegen Bayern endete 2 : 2. Die Bayern steigen auf, Benfica scheidet aus. Vom Petersplatz gehen alle als Gewinner vom Platz – und es ist nicht nur ein Spiel.