Kann man mit 365 Euro im Monat auskommen? Mit so wenig Geld also, wie unsere Politik Flüchtlingen an Mindestsicherung zugesteht? – Ein Selbstversuch zeigt: Nein, damit ist jede Teilhabe am Leben der Gemeinschaft unmöglich, Integration wird verhindert und Wohnen unleistbar.
Die Erdäpfel gibt es um 1,29 pro Kilo, das Weißkraut, ein Kilo schwer, kostet einen Euro. Zwiebeln sind, wenn ich gleich zwei Kilo kaufe, um etwas über zwei Euro zu haben. Seife und Duschbad sind nicht so günstig. Es gibt billigen Reis. Fleisch und Wurst sind nicht günstig, außer beim Diskonter und wenn sie verbilligt angeboten sind. Ich suche im Supermarkt Käse. 30 Deka sind nicht unter vier Euro zu haben. Am Ende des Einkaufs – und ich habe mich wirklich eingeschränkt – zahle ich mehr als 40 Euro. Ob ich eine Woche damit auskomme, was ich heute gekauft habe?
Verzichten
Man kann mit 365 Euro im Monat auskommen, wenn ... Mein Selbstversuch, in den Fastenzeit, von Aschermittwoch bis Karsamstag, mit 500 Euro auszukommen, zeigt: Ja, es geht, wenn man nichts für sich erwartet. Es geht, man braucht nur auf Gemeinschaft verzichten, auf Kultur, auf Interessen, auf Kopfweh (um kein Pulverl kaufen zu müssen), auf kleine Freuden und weiches Klopapier. Auf einen Fernseher und die entsprechende Gebühr verzichte ich schon lange. Das Telefon kostet mich nichts, weil ich einen vom Dienstgeber ausgehandelten Super-Handyvertrag habe. – Wie aber kommt ein Asylberechtigter in solchen Genuss? – Die Politik will glauben machen, dass es geht, dass man mit 365 Euro im Monat das Auslangen findet. – Es könnte gehen, man müsste nur darauf achten, sich selbst nichts zu gönnen, zeigt der Selbstversuch: wunschlos sein, auf Glück verzichten.
Ohne das Selbstverständliche
Ich habe keine Zeitungen gekauft, kann sie ja in der Redaktion lesen. – Aber wo wird sich der Asylberechtigte informieren, wie soll er ohne Fernseher, ohne Telefon und ohne Internet erfahren, was in seiner Heimat los ist? – Ich bin nicht ins Kino gegangen. Einmal war ich im Theater (ermäßigt), treibe keinen Sport, für den man eine entsprechende Bekleidung bräuchte oder eine Ausrüstung oder auch nur irgendeinen Beitrag zahlen müsste. Ich war auch nicht wellnessen. Wer wenig hat, hat nicht zu wünschen, sich es einmal gut gehen zu lassen. Ich hab Fleisch und Wurst, Käse, Brot, Schoko und noch vieles nur selten gekauft. Das Auto habe ich oft stehen gelassen, bin mit den Öffis gefahren, habe viele Wege zu Fuß zurückgelegt. Ich habe nur ein Buch gekauft und nicht jeden Tag einem Bettler etwas gegeben (da könnte ich noch sparen). Ich kam ohne Blumen aus und ohne Hund oder Katze. Bekleidung, Schuhe, Werkzeug ... solche Wünsche sind zu unterdrücken.
Hätte
Ich hätte es fast geschafft. Ich hätte mir nur den Gang noch ins Wirtshaus sparen müssen, wo ich gegen den Frust meiner Einsamkeit sinnierte. Denn ohne Geld auszugeben, ist man fast immer allein. Hätte ich mir das eine oder andere Bier im Wirtshaus gespart und hätte ich niemandem zum Geburtstag ein Geschenk gemacht und hätte ich auch keine Wohnung zu zahlen, dann hätte ich es ganz geschafft. Es haben jene also doch recht, die bei den Schwachen sparen wollen: Man kann mit 365 Euro im Monat auskommen! Man kann der Teilhabe an der Gemeinschaft und am guten Leben auskommen. Ja, man kann sich aus der Gemeinschaft herausnehmen, aber nicht mehr wie ein Mensch mit Bedürfnissen leben.