Wann ist Ostern? Wenn der Kalender es sagt? Wenn die Natur das Grau des Winters mit knospenden Blüten füllt? Wenn wir Jesus begegnen und uns von ihm wandeln lassen?
Wann ist Ostern? Pascha wird in der Kirche Kleinasiens in Übereinstimmung mit dem jüdischen Pessach am 14. Nisan, dem Tag des Frühlingsvollmondes, gefeiert, also unabhängig vom Wochentag. Die meisten Kirchen (Jerusalem, Rom) feiern das Fest am Sonntag nach dem 14. Nisan, unabhängig vom Monatsdatum. Ostern ist ein Kalendertag. Seine Berechnung hat von Anfang an Auseinandersetzungen zwischen den christlichen Gemeinden gebracht. Bis heute ist es nicht gelungen, dass Ost- und Westkirche gemeinsam Ostern feiern.Wann ist Ostern? Wenn die Ostersträucher blühen, die Bäume austreiben und die Narzissen aufgehen? Ostern ist das Fest des Frühlings nach dem Winter, es ist ein Fest der Natur, die man förmlich wachsen und aufgehen sieht. Es ist die Freude über die Wärme der Sonne. Die Natur ist Zeichen des Lebens und der Freude. – Bei aller Liebe zur Natur: wenn die Natur herrscht, siegt über kurz oder lang der Tod, sie hat ein Ausleseverfahren, bei dem früher oder später für jeden die Stunde schlägt. Wann ist Ostern? Wenn wir Nester suchen, bunte Eier essen, verkleidete Osterhasen auf den Straßen sehen und die Ratschen zu hören sind? Wenn der Chor das Hallelujah von Händel singt oder die Mozartmesse? Wann ist Ostern? Wenn alle sich moralisch am Riemen reißen, wenn die Revolution der Gesinnung durch eigene Kraftanstrengung zustande kommt? Aber wer Liebe, Leben und Hoffnung aus dem Sollen speisen möchte, lässt Kälteströme aus sich entspringen.
Vergessen und Verdrängen
Wann ist Ostern? Ostern gibt es nicht und darf es nicht geben, so wenden manche ein. Jede Versöhnung und jede Vollendung würde zu spät kommen, könnte die Tränen von leidenden Kindern nicht aufwiegen. Was an Gemeinheiten, Gehässigkeit, Barbarei geschehen ist, ist nicht wieder gut zu machen. Es täte aber den Tyrannen so passen, wenn es keine Gerechtigkeit gibt, kein Gericht, wenn die Erschlagenen in alle Ewigkeit erschlagen bleiben.Wann ist Ostern? Wenn das große Vergessen ausbricht, wenn alle so verkalkt sind, dass wir uns an nichts und niemanden mehr erinnern. Ist Ostern nur der Blick weg vom Karfreitag, die Betäubung im Schmerz, das Zudecken des Leidens, das große Vergessen des Todes. Dann wäre Ostern kein Fest des Lebens, der Würde und der Hoffnung, sondern Zynismus.
Grund der Hoffnung
Wann ist Ostern? Es ist nicht einfach ein Zeitpunkt, sondern ein Übergang. Ostern findet auch nicht für alle zur gleichen Zeit statt. Das war schon bei den Frauen und den Aposteln so. Manche sind noch beim Gründonnerstag der Angst, andere beim Schweigen des Karsamstags, viele leben vor dem Aschermittwoch in der Erlebnisgesellschaft ohne Verantwortung und ohne Entschiedenheit. Manche sind einfach verlassen wie Jesus am Karfreitag. Ostern ist das Fest der Auferstehung des Herrn. Wir feiern, dass Jesus als Person lebt, dass er mit seinem Leben und mit seinen Worten und Taten Recht hatte. Ostern bedeutet, dass Jesus bleibend unter uns gegenwärtig ist und für uns beim Vater eintritt. Für uns ist mit der Auferstehung Jesu die Hoffnung verbunden, dass in Ihm alle auferstehen werden.
Ergreifen lassen
Wann ist Ostern? Ostern ist, wenn wir Jesus getroffen haben, ihm nachjagen, weil er uns ergriffen hat (Phil 3, 7). Wenn wir unseren Namen vernehmen, denn Auferstehung ist wie bei Maria von Magdala Begegnung und Berührung (Joh 20, 11–18). Wenn uns das Wort von der Versöhnung und von der Verzeihung auf den Kopf zugesagt wird (Joh 20, 24–29). Wenn wir in Situationen der Angst, der Einschüchterung und Enttäuschung das Wort Jesu vernehmen: Fürchtet euch nicht! (Joh 20, 19–23) Wenn Menschen in Erfahrungen des Hasses, der Gewalt und des Krieges durch die Zusage Jesu ermutigt werden: Friede sei mit euch! (Joh 20, 19) Wenn Jesus wie bei den Emmausjüngern durch seine Gegenwart in Wort und Sakrament Resignation und Trauer in Zuversicht und Freude verwandelt (Lk 24, 13–35) Wenn Menschen den Auftrag bekommen und Zeugnis geben: Geh und sag meinen Brüdern (Joh 20, 17). Wenn . . .
Auferstehung feiern
Oster-Tipp
- Dinge, Erfahrungen und Begegnungen ins Gedächtnis rufen, die zu Freude und Heiterkeit bewegen.
- Jesus, der Auferstandene tröstet, wie ein Freund seinen Freund zu trösten pflegt (vgl. Lk 24, 13–35; Joh 20, 11–18).
- Die Liturgie der Osternacht und des Ostersonntags mit allen Sinnen feiern (schauen, hören, riechen, tasten, schmecken)
- Gemeinsam Ostermahl halten
- Feste mit Menschen feiern, durch die Mauern überwunden, Barrieren abgebaut und Gräben überbrückt werden