Marián Caucík hat die „Jungschar“ der Slowakei ins Leben gerufen
Ausgabe: 2004/16
13.04.2004 - Martina Grochálová
Dass es in der Slowakei eine kirchliche Kinderarbeit gibt, geht auf Marián Caucík zurück. Denn er ist überzeugt: „Unsere Gesellschaft braucht Menschen, denen christliche Werte wichtig sind.“
„Ja, ich hatte einige gute Ideen“, meint Marián Caucík bescheiden. Seit 14 Jahren ist er Vorsitzender der slowakischen Kinderorganisation eRko – Bewegung der christlichen Kindergemeinschaften. Am Anfang waren seine Ideen wie er selbst: unauffällig und still. Doch dank ihrer Wahrhaftigkeit haben sie viel bewegt. Das kirchliche Engagement des heute 38-Jährigen begann in den 80-er Jahren. Marián studierte an der Universität in Bratislava. Und es war zu jener Zeit, als die Kirche noch im Untergrund aktiv sein musste. „Ich war Mitglied einer Jugendgemeinschaft, allerdings mehr passiv. Dennoch, ich wurde angesprochen, ob ich nicht mit Kindern arbeiten könnte.“ Nie fühlte er sich für Derartiges berufen. Aber „eine Aufforderung bedeutet, dass es ein Bedürfnis gibt“, meint Caucík.
Mit Kollegen organisierte er Gruppenstunden für Kinder in Wohnungen und Ferienlager unter einfachsten Bedingungen. Alles musste im Geheimen erfolgen, denn die staatliche Polizei war äußerst wachsam. „Bischof Korec habe ich bei Spaziergängen im Park über unsere Aktivitäten erzählt. Er ermutigte uns ständig“, sagt Marián Caucík. „Bestimmte Situationen und Ideen galten für mich als Zeichen der Zeit. Das hieß nach der Wende, dass wir von einer informellen Gruppe unter den Kommunisten zu einer offiziellen Kinderorganisation werden sollten.“
In der Slowakei jedoch gab es 1990 keine ähnliche Organisation. „Wir mussten alles von Anfang an neu aufbauen. Einige von uns haben ihre Arbeit aufgegeben, um professionell dafür zu arbeiten.“ Heute, 14 Jahre später, ist „eRko“ die zweitgrößte Nichtregierungsorganisation der Slowakei und bildet eine wichtige Brücke zwischen Kirche und Zivilgesellschaft. In 200 Pfarren aktiv, zählt „eRko“ über 8000 Mitglieder.
Ideen testen
„Ich bin nicht derjenige, der eine Idee hat, mit der ich viele Menschen anziehen möchte. Vielmehr versuche ich Ideen zu testen. Wenn sie auch für die anderen wahrhaftig und für die Gesellschaft nützlich sind, dann bekomme ich die innere Kraft, sie zu verwirklichen.“
Eine andere Idee, die in großem Maße die Denkweise der slowakischen Bürger beeinflusst hat, ist die Wiederbelebung der Sternsingeraktion. Sie hatte eine lange Tradition, wurde jedoch vom kommunistischen Regime unterdrückt. Nach österreichischem Vorbild bekam die alte Tradition eine neue Bedeutung – die Beziehung zur Dritten Welt. „Es geht mehr um Segen als um Erfolg“, meint Caucík.
Gewinnorientiert
„Die Ideen, die ich hatte, waren anfänglich keine langfristigen Visionen. Es gab kein Ziel, das man erreichen sollte, es gab nur Inspirationen, die von einer konkreten Situation und von begeisterten Menschen ausgingen. Es gab eher bestimmte Horizonte und schließlich ging es auch um keine neuen Ideen, weil sie in anderen Ländern schon umgesetzt waren. Neu waren sie nur für uns in der Slowakei.“
Wollte der Elektrotechniker nie wieder seinen ursprünglichen Beruf ausüben? „Eine Arbeit, bei der ich materiellen Gewinn erzielen muss, könnte ich nicht machen. Sich für Menschen zu engagieren und am Ende bestimmte Werte zu gewinnen, das bedeutet mir viel mehr.“ Warum ist es gerade Kinder- und Jugendarbeit? „Unsere Gesellschaft braucht Menschen, denen christliche Werte wichtig sind. Durch Erziehung der Kinder und Jugendlichen möchte ich dazu beitragen.“ Marián Caucíks Lebensidee ist es, die Wahrheit des Leben zu entdecken: „Jeder Mensch hat seine tiefe Würde, in der er leben soll. Wahrheit des Lebens bedeutet Wahrheit über sich selbst und über Gott.“
Zur Person
Marián Caucík wurde 1965 in Bratislava geboren und studierte an der elektrotechnischen Fakultät Fernmeldetechnik. Er war 1990 einer der Gründer der „Bewegung der christlichen Kindergemeinschaften“ (eRko), an deren Spitze er bis heute steht. Maros, wie er genannt wird, initiierte auch die Kinderzeitschrift „Rebrík“ (Leiter), von der monatlich 7000 Exemplare verkauft werden. Caucík hat auch die slowakische Entwicklungsplattform mitbegründet und verhandelt mit Vertretern der Regierung über die offizielle slowakische Entwicklungshilfe. Er ist verheiratet und lebt in Bratislava.