Marija Sterbenc und die Anna-Stiftung in Slowenien
Ausgabe: 2004/20
12.05.2004 - Barbara Kastelec
Elf Geschwister hat Marija Sterbenc. Das ist bestimmt einer der Gründe, warum sie zur ersten Vorsitzenden der Anna-Stiftung gewählt wurde, die in Slowenien Familien mit mehreren Kindern unterstützt.
„Wir werden 1000 Kinder beschuhen!“, freut sich Marija Sterbenc am Muttertag über die Wohltätigkeitsaktion. Es war eine Riesenfreude, die vielen Kinder und ihre Eltern zu beobachten, die in Sentjakob ob Savi neue Turnschuhe probierten. Warum auch Eltern neue Schuhe bekommen haben? „Schauen Sie sich die Eltern an: sie verzichten auf alles, damit nur den Kindern nichts fehlt. Manchmal brauchen die Eltern dringender neue Schuhe als ihre Kinder.“ Marijas „Wohltätigkeitskompass“ zeigt sehr genau, wo es Not gibt und findet ungewöhnlich rasch eine Lösung.
Viel zu kleines Auto
Acht von zehn Frauen sind in Slowenien acht Stunden pro Tag berufstätig – auch dann, wenn die Kinder noch klein sind. Denn sehr wenige Familien können es sich leisten, dass nur ein Ehepartner berufstätig ist. So akzeptieren es die meisten Frauen, dass ihr Kind ab dem ersten Geburtstag (mit dem Ende des Mutterschaftsurlaubs) in den Kindergarten kommt. Auch in Familien mit mehreren Kindern ist das die Regel. Erst ab dem fünften oder sechsten Kind bleibt die Mutter zu Hause. Obwohl der Staat solche Familien finanziell unterstützt, ist jede Hilfe willkommen.
Auf Anregung slowenischer Ordenspriester wurde die Anna-Stiftung vor fünf Jahren gegründet. Heute unterstützt sie 153 Familien. Jede von ihnen bekommt monatlich rund 60 Euro. Bei den Treffen der Anna-Stiftung ist immer wieder zu sehen, dass oft nur ein Teil der Familie teilnimmt. Der Grund ist einfach: die meisten haben ein Auto, das für die Familie zu klein ist. Oder wie eine Mutter von elf Kindern bei einem Treffen in Celje gesagt hat: „Jetzt kommt ein Teil der Mannschaft, beim nächsten Mal der andere.“
Morgen ohne Kopfweh
Eine Frucht der Familientreffen ist das neue Selbstbewusstsein, das in den Frauen wächst: Wenn sie sehen, dass ihre Entscheidung gegen den Beruf und für das Muttersein richtig war, dass sie für ihre Tätigkeiten im Haushalt Anerkennung finden, und dass es Menschen gibt, die bereit sind, ihnen zu helfen. Wie gelingt es Marija Sterbenc, die berufstätig ist und vier Töchter hat (auch wenn diese schon fast erwachsen sind), eine so große Stiftung zu leiten? „Bei mir steht die Wohltätigkeit immer auf dem ersten Platz. Und es fällt mir nicht schwer, Beruf und Wohltätigkeit zu vereinbaren“Was sie zur Arbeit „drängt“? „Es ist das innere Gefühl, dass ich 24 Stunden pro Tag verantwortlich leben und wie ein Werkzeug in Gottes Händen sein soll“, meint Marija Sterbenc. „Arbeiten, die Mitmenschen erfreuen, in meinem Inneren zufrieden sein – das ist mein Leitspruch. Immer wieder denke ich an meine Mutter, die mir geraten hat: ,Bete zur heiligen Katharina um einen gesunden Verstand‘, und ,Du sollst heute so handeln, dass du morgen kein Kopfweh hast‘, hat mir mein Vater immer gesagt.“
Familien feiern gemeinsam
Auf die Frage, warum sie gerade in einer kirchlichen Organisation tätig ist, meint sie: »In anderen Organisationen folgen viele vor allem dem Interesse, die Ergebnisse an die große Glocke zu hängen. In der Kirche aber gibt es so viele bescheidene Menschen. Wenn man entdeckt, wie groß ihre Opfer für die Familie sind, dann weiß man, was man unterstützen soll.“ Und noch etwas sei wichtig: „Wenn man für die anderen arbeitet, macht man eigentilch am meisten für sich selbst.“
Ihre Sommerferien legt Marija Sterbenc immer so, dass sie den Namenstag der heiligen Anna am 26. Juli mit großen Familien verbringt. 300 Kinder und ihre Eltern haben im vergangenen Jahr das Schwimmen im Kurort Dolenjske toplice genossen. Auch heuer werden sie dort sein. Und sie werden viele Bücher erhalten, die gerade von der Anna-Stiftung gesammelt werden.
Zur Person
Marija Sterbenc begann nach dem Abschluss der Höheren Schule für Sekretärinnen zu arbeiten, um den kleineren Geschwistern zu helfen. Daneben besuchte sie die Hochschule für die Organisation der Arbeit. Bei der Hochzeit 1973 „habe ich mir gewünscht, ein gutes Werkzeug in Gottes Händen zu sein“. Bevor sie den Vorsitz der Anna-Stiftung übernahm, unterrichtete sie vier Jahre Religion, was in Slowenien außerhalb der Schule erfolgt. Zehn Jahre war sie Mitglied des Pastoralrates. Seit 25 Jahren singt Marija Sterbenc im Chor in Dravlje, einem Stadtviertel von Ljubljana, wo sie lebt.