Ewige Gelübde von Sr. Petra Maria: Reife Entscheidung, die reich macht
Ausgabe: 2004/25
15.06.2004 - Walter Greußing
Ein doppeltes Ja bedeutet für Sr. Petra Maria Brülisauer ihre Ewige Profess, die sie am Pfingstsamstag abgelegt hat: Das Ja zu Gott und zu der Gemeinschaft der Schwestern der hl. Klara. Diese Entscheidung hat sie „reich gemacht“.
Dass in der Stadtpfarrkirche St. Gallus in Bregenz ihre Angehörigen, die Mitschwestern und so viele Freunde der Gemeinschaft sich mitfeiernd hinter ihre Entscheidung stellten, hat die sympathische Schweizerin gefreut: „Ich fühlte mich getragen.“ Kontemplation als Lebensinhalt? Mit 20 Jahren unvorstellbar! Zwar hatte sie sich mit zwölf Jahren schon gefragt, was denn „das Eigentliche, das wirklich Wichtige“ im Leben sein könnte. Mit rund 20 schien das klar: „Die Beziehung zu ihrem Freund, Familie Kinder.“ Doch ihr Partner entschied sich letztlich anders und trat den Franziskanern bei. Die junge Frau aus Rohrschach am Bodensee, gut zehn Kilometer hinter der österreichischen Grenze, war mit 25 Jahren also wieder „frei“. „Den kommenden Weg habe nicht ich mir gesucht. Vielmehr hat mich ,etwas‘ gezogen.“ Ihre Antwort: „Zunächst vermehrt die Gebetszeiten.“
In ihrem Beruf zeichnete sie Stickereientwürfe. Kreativ zu sein, mit vielen Materialien zu spielen, das hat ihr gefallen. Dennoch meldeten sich Zweifel: „Sollte ich weiterhin meine ganze Kraft, ja mein Herzblut in etwas hineinstecken, das nach einem halben Jahr niemand mehr will?“ Auf Modeschauen für Unterwäsche in Paris und London fragte sie sich: „Bin ich nicht im falschen Film?“ Nach vierzehn Jahren als Modezeichnerin hielt sie den Spagat zwischen beruflichen Anforderungen und der aufgekommenen Sehnsucht, ihr Leben ganz auf Gott auszurichten, nicht mehr aus. Petra Brülisauer machte sich daher auf die Suche nach einer für sie passenden Gemeinschaft. Das Franziskanische hat sie sehr angesprochen. Sie schnupperte bei Klarissen, Kapuzinerinnen und Dominikanerinnen. Ganz in Klausur zu leben, das wird ihre Sache nicht, spürte sie dabei deutlich.
„Meine geistliche Heimat gefunden“
Bei Exerzitien bekam sie den Tipp mit den Klara-Schwestern. „Weil ich nicht ins Ausland wollte, habe ich die Adresse zwei Jahre mit mir herumgetragen.“ Zwei weitere „Fügungen“ veranlassten sie, 1995 die Niederlassung in Isny in der deutschen Nachbarschaft aufzusuchen. Sie durfte dort mitleben und nach neun Monaten war sie sich sicher: „Das entspricht mir, ich habe meine geistliche Familie gefunden. Hier wird der Stille, dem Gebet, der Anbetung viel Zeit eingeräumt. Ebenso hat das geschwisterliche Miteinander Platz. Die Einfachheit der Lebensweise, das unverzweckte Dasein-Dürfen und die Armut bzw. die Abhängigkeit von Gottes Vorsehung wirkten zudem anziehend.“
Überhaupt: „Für mich bedeutet mein Weg Reichtum.“ Sr. Petra sucht nach Worten. Sie hat das Gefühl, jene Quelle gefunden zu haben, die immer mehr lebendiges Wasser gibt. Sie „empfindet sich als so reich gegenüber ihrem früheren Leben“. Obwohl sie weiß, „dass sie erst am Anfang steht.“ Für die Zukunft wünscht sie sich, „dass sie der Stimme, die sie gerufen hat, immer tiefer Antwort geben kann“.
Hintergrund
Die Freiheit zur Entscheidung
Was Sr. Petra beim Mitleben mit den Schwestern der hl. Klara besonders wohl getan hat: Es war stets ein einladendes „Komm und sieh!“ Und immer der beruhigende Zuspruch der Oberin Sr. Margareta Sterzinger: „Selbst wenn wir nicht der richtige Ort sein sollten für dich, es ist gut, dass du deinen Weg mit Gott gehst!“ Dass sie acht Jahre Zeit hatte, den Entschluss für die ewigen Gelübde reifen zu lassen, hat Sr. Petra sehr geschätzt. Jetzt endgültig dazuzugehören, so hat sie es bei ihrer Profess erlebt, ist wie angeschlossen zu werden an den Saft und die Kraft des Ordensbaumes der franziskanischen Gemeinschaften. So wird Sr. Petra mit ihren Mitschwestern zu einem Zeichen dafür, wie unsere Welt von Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit durchwirkt ist.