Im Gedenkjahr des heiligen Martin von Tours (1700. Geburtstag) ist ihm zu Ehren der Martinusweg im Entstehen. Er verbindet den Geburtsort des Heiligen im ungarischen Szombathely mit seinem Sterbeort Tours in Frankreich. Eine Route führt dabei durch Österreich.
Ausgabe: 2016/18, Martinusweg, Dittlbacher
03.05.2016 - Susanne Huber
Fragt man die Pilgerbegleiterin Christine Dittlbacher nach den Highlights auf der österreichischen Route des Martinusweges, kommt sie ins Schwärmen. „Es sind so viele. Es ist beispielsweise dieser wunderschöne Weg an der Donau entlang, von Passau kommend bis zur Brücke beim Kraftwerk in Niederranna in Oberösterreich, wo man darüber nachdenken kann, wie sich Energien und Kräfte im Leben bündeln, wo es Übergänge, Brücken im Leben gibt. Das Wort Jordan aus der Bibel heißt ja, durch die Fluten getaucht, gewaschen, bis auf die Herzhaut, um auf die andere gute Seite des Lebens zu kommen. Oder im Burgenland beeindrucken diese unwahrscheinlichen Weiten, wenn man Richtung Ungarn geht, die Steppenlandschaft, die eine ganz besondere Wirkung hat.“
Das Herz in Bewegung setzen
Konkret wird der österreichische Abschnitt des Martinusweges durch die Diözesen Eisenstadt, Wien, St. Pölten und Linz führen. Christine Dittlbacher ist eine der Vertreter/innen der Arbeitsgruppe des Weges in Österreich und für die Konzeption der Diözese Linz zuständig. „Wir wollten keinen neuen Pilgerweg kreieren und sind auf den Donausteig gekommen, eine tradierte Pilgerwegsroute mit Martinskirchen, die entlang der Donau führt. Das bringt in einem selber viel zum Fließen. Es ist ein Weg, das Leben zu teilen, so wie der heilige Martin seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt hat – das ist der Leitsatz dahinter.“ Das Pilgern, ob alleine oder als Pilgerbegleiterin in der Gruppe, ist die große Leidenschaft der Theologin und Erwachsenenbildnerin. „Was die Füße bewegt, setzt das Herz in Bewegung und umgekehrt.“
Inneres Ziel
Beim Pilgern gehe es darum, aus einem Anlass heraus aufzubrechen, erläutert Christine Dittlbacher. „Ich gehe mit einem inneren Ziel, frage mich, was in meiner Lebensgeschichte möchte ich mir jetzt anschauen; oder gönne ich mir jetzt einfach einmal eine Auszeit, um zu mir zu kommen, wenn ich außer mir bin in der Geschäftigkeit des Lebens; oder habe ich ein Problem zu wälzen, das im Gehen einfach besser weiter geht und das ich dann leichter zurücklassen kann; manchmal ist der Anlass des Aufbrechens auch das Durchtauchen einer Lebenskrise oder ich gehe nach dem Abschließen einer solchen.“
Lebensgenuss
Doch Gründe fürs Unterwegs-Sein sind nicht immer nur, Probleme loszulassen. „Ab und zu pilgere ich einfach zum Lebensgenuss und schaue, wo gibt es auf dem Weg Kunst, Kultur und gutes Essen. Es ist also nicht nur ein Bearbeitungsweg, sondern auch ein Weg für die Lebensfreude, für die Lebenslust, für die Genussfähigkeit, für den inneren Frieden, für die Dankbarkeit, zum Krafttanken zum Innehalten, zum Durchschnaufen.“
Eröffnung
Die Idee, einen europaweiten Martinusweg (Via Sancti Martini oder auch Martinsweg genannt) zu schaffen, wurde in der Diözese Stuttgart geboren, erzählt Christine Dittlbacher. Hintergrund ist, den Geburtsort und den Sterbeort des heiligen Martin von Tours, den bekanntesten europäischen Heiligen, miteinander zu verbinden und dessen Leben und Gedenkstätten zu präsentieren. Der Pilgerweg führt von Szombathely (Geburtsort) in Ungarn über Österreich, Deutschland und Luxemburg nach Tours (Sterbeort) in Frankreich. Derzeit sind noch nicht alle Routen offiziell eröffnet. Am 11. November 2016, dem Martinstag, wird es schließlich eine große Eröffnung des europäischen Martinusweges in Tours geben. www.pilgerwege.at www.donausteig.at www.martinus.at/wallfahrt/martinusweg www.martinusweg.de www.viasanctimartini.eu